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Trans Wissen - Übersetzung von Wissen in transnationalen Kontexten

Subject Area Sociological Theory
General and Comparative Literature and Cultural Studies
Education Systems and Educational Institutions
Term from 2014 to 2018
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 253824487
 
Final Report Year 2019

Final Report Abstract

Das DFG-Forschungsnetzwerk „Trans|Wissen: Übersetzung von Wissen in transnationalen Kontexten» hat sich mit dem Phänomen der Transnationalität von Wissen auseinandergesetzt, das als terra incognita der bisherigen Transnationalisierungsforschung angesehen werden kann. Obwohl die Bedeutung von Wissen und seiner Transformation in verschiedenen Forschungs- und Theoriezusammenhängen gleichsam vorausgesetzt wird, fehlt eine theoretisch reflektierte und empirisch tragfähige Perspektive auf die Transformation und Reproduktion von Wissen in transnationalen Kontexten. Das Forschungsnetzwerk hat zwei Ziele verfolgt, nämlich (a) Übersetzungsprozesse des Wissens in transnationalen Kontexten zu analysieren und (b) das Themenfeld transnationalen Wissens als transdiziplinäres Forschungsfeld zu verankern. Auf sechs Arbeitstreffen und einer internationalen Tagung wurde das Phänomen theoretisch-systematisch und empirisch untersucht. Das interdisziplinär zusammengesetzte Netzwerk hat dabei einen phänomenologisch reflektierten Wissensbegriff zum Ausgangspunkt genommen. Unter Wissen werden hier geltende Deutungen der Welt verstanden, deren Geltungsbegründung nicht in uns selbst, sondern außerhalb liegt. Der Geltungs- oder Wahrheitsanspruch, der uns annehmen lässt, die Welt sei in einer spezifischen Weise beschaffen, liegt jedoch nicht in den Dingen oder Eigenschaften der Welt selbst, sondern finden in objektivierter Form in Aussagen, Sätzen, Büchern, Artefakten, von Generation zu Generation vermittelten Geschichten usf. statt. Im Zuge der Globalisierung und Transnationalisierung werden jene objektivierten Formen von Wissen expliziert und damit auch vermehrt zum Gegenstand der kritischen und konflikthaften Auseinandersetzung. Unsere exemplarisch durchgeführten empirischen Analysen, die sich sowohl auf historische als auch auf gegenwärtige Phänomene bezogen, zeigen: Transnationalisierung von Wissen führt nicht zu einem gemeinsam geteilten Wissenshorizont, sondern bezeichnet einen auszuhandelnden Grad der Anerkennung von sozial verräumlichten Geltungsansprüchen des Wissens. Da sich die Ansprüche auf denselben Gegenstand oder Inhalt beziehen, zugleich aber diesen auf unterschiedliche Weise geltend machen wollen, ist nicht einfach von der Möglichkeit der Herstellung eines transnational geteilten Wissen auszugehen, sondern eher von einer ausgehandelten transnationalen Geltung, der eine prinzipiellen Versionshaftigkeit von Wissen(sansprüchen) eigen bleibt. Somit wäre transnationales Wissen immer ein (mehr oder weniger) brüchiger Kompromiss. Im Forschungsnetzwerk wurden diese transnationalen Konstellationen als Wissensbegegnungen bezeichnet und damit vom Begriff des Wissenstransfers und seinen Implikationen abgegrenzt. Transnationale Wissensbegegnungen zeichnen sich dadurch aus, dass Wissen auf Wissen trifft. Die Konfrontation von Wissenskonzepten und damit einhergehenden Geltungsansprüchen bringt den transnationalen Raum als Übersetzungsraum konkurrierender Geltungsansprüche von Wissen hervor. Diese Betrachtung öffnet den Blick auf Prozesse der Transnationalisierung von Wissen in spezifischer Weise: Die Transnationalisierung von Wissen erscheint als Übersetzung von Wissen(sansprüchen), die 1) einen unterschiedlichen Grad an Konflikthaftigkeit implizieren, 2) die sich modal als sprachlich bzw. symbolisch verfasste Materialisierungen zeigen und 3) die notwendig eine (explizit reziproke) Hybridisierung des Gewussten mit sich führen. Das Forschungsnetzwerk hat mithin eine für diese transnationalen Wissensbegegnungen differenzierte, übersetzungstheoretisch reflektierte und transdisziplinär tragfähige Heuristik entwickelt, die zukünftige Analysen der Transnationalisierung von Wissen ermöglicht.

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