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Theorie der Skulptur

Antragstellerin Dr. Ursula Ströbele
Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 252774549
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Ergebnisse lassen sich in vier Teilbereichen zusammenfassen. 1.) In historischer Hinsicht verstand das Netzwerk Rosalind Krauss’ Skulptur im erweiterten Feld als Paradigma, von dem ausgehend eine zeitgemäße Theorie der Skulptur zu perspektivieren ist. Während Krauss angesichts der erweiterten Kunstformen seit den 1960er Jahren dafür plädiert hat, nicht länger von ‚der Fotografie‘ zu sprechen, sondern ‚das Fotografische‘ (im Sinne des Indexikalischen als künstlerischer Praxis) zu thematisieren, vollzieht sie eine solche terminologische Wendung für die Skulptur nicht. Eignet man sich in diesem Sinne die Rede vom Skulpturalen für die Auseinandersetzung mit dem Gegenstand: Skulptur an, wäre es konsequent, vom ‚erweiterten Feld des Skulpturalen’ zu sprechen. Zugleich signalisiert die terminologische Vielheit (Objekt, Gegenstand, Gebrauchs-Ding) die Legitimität und Notwendigkeit der Frage nach dem Gegenstand: Skulptur. 2.) In diskursanalytischer Hinsicht konnte gezeigt werden, dass ästhetiktheoretisch relevante und klassisch skulpturtheoretische Schriften (Merleau-Pontys Phänomenologie der Wahrnehmung, Herders Plastik), die meist auf die figurative Skulptur bezogen werden, mit Gewinn auf Überlegungen zur Skulptur im erweiterten Feld zu beziehen sind. Wenn Merleau-Ponty den Leib mit dem Kunstwerk vergleicht und dieses vom physikalischen Gegenstand unterscheidet, betont er, wie elementar für die Wahrnehmungserfahrung (auch) eines skulpturalen Gegenstandes im Raum dessen Gegen-ständigkeit ist, d.h. die Faktizität seiner dreidimensionalen Erscheinung, die in der Aktualität einer Begegnung wirksam wird. Auch wenn er nicht explizit mit der Skulptur argumentiert, bieten seine Überlegungen die Möglichkeit, die Widerständigkeit, d.h. das ‘Gegen‘ der Gegenständigkeit von Skulptur zu reflektieren. Wenn Herder über das Zusammenspiel von Sehen und Tasten im Wahrnehmungsvollzug nachdenkt und die Gattungshierarchie damit umkehrt, verleiht er der Bildhauerei mehr Gewicht, indem er Faktizität und Dreidimensionalität des Skulpturalen (bei Herder des Körpers) positiv konnotiert. 3.) konnten Ansätze zur einer Neubestimmung der Gattung Skulptur unter bildtheoretischen Prämissen erarbeitet werden. Bisher sind deiktische Fragen mehrheitlich an figurative bzw. ‚abbildliche’ Bilder gerichtet worden. Versucht wurde, die Frage nach der Bildlichkeit auf die Darstellungsdimension nichtanthropomorpher, ungegenständlicher Skulpturen sowie im Kontext einer Installation, Environments oder Situation zu erweitern. Ähnliches gilt, wenn man parergonale Parameter befragt: Die Kontamination von ergon und parergon im Dreidimensionalen, die Verschleifung von dreidimensionalem Bildwerk und plastischem Beiwerk z.B. in einem Display oder bei einer als Ready-Made zum Schaustück erhobenen Vitrine tritt zweideutig auf und macht ihre darstellungs- und bildtheoretische Befragung zu einer veritablen Aufgabe. 4.) erfolgte die Fortsetzung des Habilitationsprojekts der Antragstellerin, das sich mit skulpturalen Phänomenen an der Schnittstelle zu Naturwissenschaften und Computertechnologie seit den 1960er Jahren befasst. Im Zentrum stehen etwa das Frühwerk von Hans Haacke und Pierre Huyghe sowie digitale, virtuelle Phänomenen des Skulpturalen u.a. Karin Sanders und Morehshin Allahyaris.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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