Untersuchungen zu saisonalen Unterschieden in der Energielokation bei extensiv gehaltenen Lamas (Lama glama) unter mitteleuropäischen und hochandinen Bedingungen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ziel dieser Studie war es, bei einer extensiv gehaltenen Haustierart dem Lama, im Jahresverlauf sowohl in gemäßigten Breiten (Deutschland) als auch in seiner Heimatregion den Anden (Peru) heraus zu finden, ob die bei wilden Herbivoren (Rothirsch, Steinbock, Przewalski Pferd) mittlerweile gut dokumentierte saisonale Anpassung der Stoffwechselaktivität durch den Domestkationsprozess beim Lama verloren gegangen ist oder ob ähnliche Energiesparmechanismen auch bei Lamas vorhanden sind. Zu diesem Zweck wurden jeweils 7 nicht-tragenede Lamastuten an beiden Standorten (Deutschland, Peru) für jeweils ca. ein Jahr untersucht. Der tägliche Energieaufwand der jeweiligen Tiere wurde mittels einer Isotopenmethode zu vier verschiedenen Zeitpunkten innerhalb des jeweiligen Jahres der Untersuchung gemessen. Zusätzlich wurde ein Telemetriesystem eingesetzt welches für ein Jahr kontinuierlich sowohl die Bewegungsaktivität und Körpertemperatur (3 min Intervalle) aufzeichnete als auch die Position (stündlich) jedes einzelnen Tieres bestimmte. Die Ergebnisse zeigen, das Lamas in der Lage sind ihre Körpertemperatur und ihren Energieaufwand ensprechend den Umweltbedigungen zu einem gewissen Grad anzupassen. In der Studie konnte gezeigt werden, dass Lamas sowohl in gemäßigten Breiten als auch in seiner Heimatregion den Anden hinsichtlich ihrer Körpertemperatur und Aktivität einen ausgeprägten Tagesrhythmus aufweisen mit niedrigen Werten bei Sonnenaufgang und steigenden Werte zum Tagesende. Das Klima in den Anden ist durch wenig Niederschlag und hohe tägliche Temperaturschwankungen von bis zu 45 °C geprägt. Nachts fallen die Temperaturen regelmäßig unter 0 °C und nicht selten auf bis zu -20 C° wohingegen sie am Tag auf 20 bis 30 °C ansteigen können. Besonders erstaunlich waren daher die Ergebnisse zum Energieaufwand von Lamas. Die Tiere in den Anden hatten im Vergleich zu den Tieren in Deutschland einen relativ ähnlichen Energieverbrauch von ca. 500 kJ pro kg metabolischer Körpermasse (kJ / kg0.75/d) obwohl sie ungünstigeren Umweltbedingungen ausgesetzt waren und größere Distanzen pro Tag zurücklegten. Die Ergebnisse konnten außerdem zeigen, dass Lamas im Vergleich zu anderen Herbivoren einen erstaunlich niedrigen Energieverbrauch haben. Die Studie hat damit gezeigt, dass Lamas trotz des Domestikationsprozesses die Fähigkeit nicht verloren haben ihre Körpertemperatur und Energieverbrauch unter ungünstigen Umweltbedingungen anzupassen, ähnlich wie es bei einigen wildenen Herbivoren der Fall ist.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- 2016. Seasonal variations in energy expenditure, body temperature and activity patterns in llamas (Lama glama) under Central European climatic conditions. In Proceedings of the 6th International Conference on the Physiology and Pharmacology of Temperature Regulation, S. 31, Dezember 5-9, 2016, Ljubljana, Slowenien
Riek, A., L. Brinkmann, M. Gauly, C. Hambly, J. R. Speakman und M. Gerken
- 2017. Daily and seasonal changes in body temperature and activity patterns of llamas in the High Andes of Peru. In Book of Abstracts of the 7th European Symposium on South American Camelids and 3rd European Meeting on Fibre Animals, S. 21, Juni 12-14, 2017, Assisi, Italien
Riek, A., A. Stölzl, R. Marquina Bernedo und M. Gerken
- 2017. Seasonal changes in energy expenditure, body temperature and activity patterns in llamas (Lama glama). Scientific Reports 7: 7600
Riek, A., L. Brinkmann, M. Gauly, J. Perica, T. Ruf, W. Arnold, C. Hambly, J. R. Speakman und M. Gerken
(Siehe online unter https://doi.org/10.1038/s41598-017-07946-7) - 2018. Variations in body temperature and energy expenditure of llamas (Lama glama) in the Andes of Peru. In Proceedings of the 7th International Conference on the Physiology and Pharmacology of Temperature Regulation, Oktober 7-12, 2018, Split, Kroatien
Riek, A., A. Stölzl, R. Marquina Bernedo, C. Hambly, J. R. Speakman und M. Gerken
