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Der Briefwechsel des späthumanistischen Gelehrten Nikodemus Frischlin (1547-1590) - Kritische Edition, Regesten, Kommentar

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Frühneuzeitliche Geschichte
Griechische und Lateinische Philologie
Förderung Förderung von 2014 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 250888069
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Kritische Ausgabe der Korrespondenz des württembergischen Späthumanisten Nicodemus Frischlin (1547–1590) umfasst auf mehr als 1700 Druckseiten 452 Briefe von und an Frischlin sowie elf Dokumente, die in engem Zusammenhang mit dem Briefwechsel stehen. Der größtenteils nur handschriftlich überlieferte Briefwechsel setzt im Jahre 1568 ein und reicht bis unmittelbar vor Frischlins Tod, deckt also die wichtigsten Lebensstationen von der Poetik- und Geschichtsprofessur in Tübingen über die Lehrtätigkeit in Laibach (Ljubljana/Slowenien), den versuchten Neuanfang in Tübingen, die Zeit des ‚Exils‘ nach seiner Verbannung aus Württemberg und die Anstellung als Rektor der Martinsschule in Braunschweig bis zu seiner Inhaftierung in den Festungen Wirtemberg und Hohenurach ab. Unter den Korrespondenten überwiegen Gelehrte aus dem unmittelbaren Umfeld Frischlins und Vertreter des württembergischen Hofes vom einfachen Beamten bis hin zu Herzog Ludwig persönlich, doch auch Mitglieder seiner Familie, Drucker und Verleger sowie Angehörige diverser Fürstenhäuser und deren Amtsträger sind in nennenswertem Umfang vertreten. Die Briefe zeigen Frischlin, den bedeutenden lateinischen Dramatiker (Iulius redivivus, Priscianus vapulans, Phasma), Philologen und Schulreformer einerseits als typischen Vertreter der späthumanistischen respublica litteraria. Demnach werden in der Korrespondenz Entstehungsumstände, Inhalt und Rezeption von Frischlins Schriften ebenso intensiv reflektiert wie die zeittypischen Lebensumstände, zu denen Familienangelegenheiten, materielle Sorgen, persönliche und berufliche Konflikte, soziale Positionierungs- und Abgrenzungsmaßnahmen und vieles andere mehr gehören. Andererseits zeichnen die Briefe Frischlins, gerade auch in ihrer Fülle und gelegentlichen Redundanz, zudem indirekt im Spiegel der Gegenbriefe, den Autor als eine über das zeitübliche Maß hinaus konfliktbereite Persönlichkeit. Die Intensität von Frischlins Auseinandersetzungen und seine Exzesse in Rhetorik und Lexik erhellen die spezifischen Konfliktlagen, an denen sich ein Gelehrter in der Statuskonkurrenz mit landständischem Adel, protestantischer Geistlichkeit, akademischen Gegnern und territorialstaatlicher Beamtenschaft abzuarbeiten hatte. Da sich Frischlin immer wieder von seinen Affekten leiten ließ und bereit war, diese auch schriftlich zum Ausdruck zu bringen, erweisen sich seine Korrespondenzen als Ego-Dokumente par excellence und stellen eine wichtige mentalitätsgeschichtliche Quelle für das späte 16. Jahrhundert dar. Die Kritische Ausgabe des Briefwechsels wird durch ausführliche Regesten und eine detaillierte Stellenkommentierung für eine interdisziplinäre Leserschaft nutzbar gemacht.

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