chronOntology: ein Zeit-Gazetteer für die historisch-kulturwissenschaftlichen Fächer
Final Report Abstract
Ein Trend der letzten Jahre für wissenschaftliche Informationssysteme ist die immer weiter gehende Vernetzung der Systeme. Diese wird unter anderem durch die Verwendung von gemeinsamen Normdaten erreicht. Wenn zwei verschiedene Systeme auf dasselbe Normdatum verweisen, ist zum einen klar, dass sie über die gleiche Sache sprechen, und zum anderen müssen die Systeme nicht mehr eigene Listen von Normdaten führen. Ein typisches Beispiel sind Geo-Gazetteers mit Begriffen wie „Rom“ oder „Hallstatt“. Für Zeitbegriffe ist die Lage schwieriger. Zum einen ist hier schwerer zu sagen, ob wirklich die gleiche Sache gemeint ist, wenn ein Begriff wie „augusteisch“ verwendet wird, erst Recht in Verbindung mit „spätem 1. Jh. v. Chr.“ oder „frühkaiserzeitlich“. Auch sind Ortsbegriffe in der Regel grob durch ihre geografische Lage identifizierbar, so dass die theoretische Grundlage eines Geo-Gazetteers bei allen denkbaren Unschärfen von Orten – wie geografischen Abgrenzungen oder Unterteilungen oder im Laufe der Zeiten sich ändernden Namen – durchaus validierbar ist. Die ontologische Rolle von Datierungen bei Zeitbegriffen ist dagegen oft unklar. iDAI.chronontology (http://chronontology.dainst.org/) ist ein Gazetteer für Zeitbegriffe und als ein Gegenstück zu Geo-Gazetteer-Systemen wie Geonames, Pleiades oder dem iDAI.gazetteer konzipiert. In iDAI.chronontology ist es möglich, Zeitbegriffe ohne weitere Semantik zu sammeln, aber auch die Bedeutung der Zeitbegriffe semantisch so eindeutig zu modellieren, dass klar ist, ob bzw. wie sicher man von der gleichen Sache spricht oder nicht. Dadurch können unterschiedliche Ansetzungen von Zeitbegriffen auf einer objektiven Timeline bereits teilweise auf die Tatsache zurückgeführt werden, dass sie zwar vielleicht den gleichen Begriff verwenden, sich aber auf unterschiedliche Bedeutungen beziehen. Zurzeit enthält iDAI.chronontology über 10.000 Begriffe auf unterschiedlichen Niveaus der semantischen Modellierung. Der größte Teil der Daten stammt aus dem Getty AAT, PeriodO und dem Verband der Landesarchäologen, hinzu kommen selbst erfasste Begriffe auf der Basis diverser publizierter Quellen. Das System funktioniert damit auch als eine semantisch reichhaltige Verbindung zwischen verschiedenen bestehenden Zeitbegriffe-Systemen. iDAI.chronontology ist am Deutschen Archäologischen Institut (DAI) angesiedelt, aber die Benutzung und nach Absprache auch der Import eigener Daten steht allen Interessenten unentgeltlich offen.