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Einfluss des coping-Typs auf Verhaltensflexibilität und Stressreaktivität von Zwergziegen im Kontext von Lernversuchen
Antragstellerin
Dr. Susann Oesterwind
Fachliche Zuordnung
Tierzucht, Tierernährung, Tierhaltung
Förderung
Förderung von 2013 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 247526520
In der Auseinandersetzung mit bestimmten Klassen von Umweltreizen werden kontextübergreifend stabile tierindividuelle Unterschiede in sowohl verhaltens- als auch physiologischen Reaktionsmustern beschrieben. Speziell in Hinblick auf die Bewältigung von Belastungssituationen hat man bei verschiedenen Tierarten zwei spezifische Muster von Verhaltens-, neuroendokrinen und autonomen Stressreaktionen identifiziert, die als coping-Strategien beschrieben werden. Man unterscheidet zwischen proaktivem und reaktivem coping. Tiere können sich konsistent darin unterscheiden, wie flexibel sie auf Umweltänderungen reagieren. Verhaltensflexibilität ist dabei definiert als die Fähigkeit eines Individuums auf Umweltreize zu reagieren und das Verhalten an veränderte Bedingungen anzupassen. Unterschiede in der Verhaltensflexibilität scheinen eine wichtige Komponente der oben beschriebenen coping-Typen zu sein, und können die Ursache von individuellen Unterschieden über eine Vielzahl von Verhaltensweisen und Situationen erklären. Im vorliegenden Projekt soll, in sechs Durchgängen, bei je 20 weiblichen, juvenilen Zwergziegen durch Analyse des Verhaltens im Backtest und novel-object Test der coping-Typ (proaktiv, intermediär oder reaktiv) bestimmt werden. Die Tiere müssen anschließend visuelle Diskriminationsaufgaben an einem Lernautomaten lernen. Der Lernautomat befindet sich im Haltungsabteil der Versuchstiere und steht ihnen 24 Stunden am Tag zur Verfügung. Nach dem Training einer 4-fach Diskriminationsaufgabe wird das Umkehrlernen der Tiere untersucht. Dabei wird ein zuvor unbelohntes Symbol als belohntes Symbol angeboten. Zudem wird die Verhaltensflexibilität der Zwergziegen in einem räumlichen Diskriminationstest untersucht. Nachdem die Tiere sicher eine Seite eines Y-Labyrinths gelernt haben, soll überprüft werden, welchen Einfluss der coping-Typ auf die Lernleistung bei Wechsel des belohnten Armes hat. Die autonome Regulation bei allgemeinem und spezifisch mentalem Stress im Kontext von Lernaufgaben und in Abhängigkeit vom coping-Typ wird mittels Analyse von Herzfrequenz- und Blutdruckvariabilität untersucht. Dazu wird den als pro- und reaktiv identifizierten Zwergziegen ein digitaler Transmitter implantiert. Dieser liefert Daten zur Herzfrequenz- und Blutdruckvariabilität von freibeweglichen Tieren in der Gruppe. Ziel des Projektes ist es, anhand von Verhaltenstests Vertreter der verschieden coping-Strategien zu bestimmen und den Einfluss des coping-Typs auf die Flexibilität im visuellen und räumlichen Lernverhalten zu untersuchen. Die Rolle des autonomen Nervensystems bei der Vermittlung von mentalem Stress wird evaluiert. Mögliche Unterschiede in der autonomen Regulationsfähigkeit zwischen den coping-Typen werden untersucht. In Haltung und Zucht von Nutztieren ist die Kenntnis über bestehende coping-Strategien und damit verbundene Effekte in Bezug auf Anpassungsfähigkeit und autonome Regulation von besonderer Bedeutung für das Wohlbefinden der Tiere.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Beteiligte Personen
Dr. Gerd Nürnberg; Professor Dr. Birger Puppe