Detailseite
Projekt Druckansicht

Familiäre Herkunft und der Wandel weiblicher Lebensverläufe: eine Studie zur Bedeutung sozialer Reproduktion, weiblicher Rollenmodelle und der Geschlechtsneutralität von Sozialisationsprozessen

Antragstellerin Dr. Andrea Ziefle
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 247140019
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Vor dem Hintergrund des säkularen Wandels weiblicher Lebensentwürfe und Lebensverläufe hatte sich das Projekt zum Ziel gesetzt, den Beitrag familiärer Sozialisationsprozesse für die Entwicklung von Rollenvorstellungen, Bildungs-, Arbeitsmarkt- und demographischen Entscheidungen von Frauen empirisch zu erhellen. In den empirischen Analysen sollte aufgezeigt werden, ob und in welchem Ausmaß nichttraditionale Lebensverläufe bzw. Orientierungen in der Müttergeneration, also etwa ein (relativ) später Heiratszeitpunkt, ein (relativ) später Zeitpunkt der Familiengründung oder eine ununterbrochene Erwerbskarriere, intergenerational übertragen werden und sich in dementsprechend weniger traditionalen Lebensverläufen in der Töchtergeneration niederschlagen. Ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt im Projektvorhaben bestand in der Beschreibung und Ursachenanalyse der langfristigen historischen Entwicklung der intergenerationalen Transmission des elterlichen Status auf die Lebenschancen und Lebensverläufe von Frauen. Gerade mit Blick auf die Voraussetzungen für zunehmend nichttraditionale Lebensverläufe von Frauen lag es nahe, sich auf das Ausmaß elterlicher Investitionen in das Erwerbspotenzial von Töchtern zu fokussieren. Ähnlich wie in bekannten Analysen für die USA und Norwegen konnte durch die Projektanalysen auch für Deutschland gezeigt werden, dass die Bildungsbeteiligung von Frauen in hohem bzw. seit der Nachkriegszeit sogar in zunehmendem Maße von den individuellen Statusressourcen ihrer Mütter bestimmt ist. Insbesondere die ab ca. Mitte der 1960er Jahre geborenen Frauen haben stark von den steigenden individuellen Bildungsressourcen ihrer Mütter profitiert, die dann wiederum zu hohen Bildungsaspirationen in der Töchtergeneration geführt haben. Durch die frühere Bildungsexpansion in der DDR kommt dieser intergenerationale Verstärkungseffekt in Ostdeutschland sogar bereits eine Dekade früher zum Tragen; ebenso zeigt sich auch, dass gerade jüngere Frauen in Ostdeutschland eindeutig zu den Gewinnerinnen der Wende zu zählen sind, da sich für sie die vergleichsweise hohen Bildungsressourcen ihrer Mütter gerade nach der Wiedervereinigung nachhaltig in hohen Bildungschancen niedergeschlagen haben. In weitergehenden Analysen, die mit detaillierteren Befragungsdaten für jüngere Geburtskohorten (Jahrgänge 1967-1992) durchgeführt werden konnten, konnte zudem gezeigt werden, dass elterliche Lebensverläufe die Bildungschancen ihrer Kinder beeinflussen. Konkret trifft dies beispielsweise für Arbeitslosigkeitsphasen von Vätern aber auch für eine Trennung der Eltern zu, die sich jeweils negativ auf die Bildungschancen von Kindern auswirken. Allerdings konnte auch gezeigt werden, dass Ressourcen, Lebensführung und Biografie von Müttern gesonderte Effekte aufweisen, die dann aber vor allem die Bildungschancen von Töchtern stark beeinflussen. Neben dem Bildungsniveau der Mutter gilt dies v.a. für den Erwerbsverlauf und die Familienbiografie der Mutter; ein höheres Alter der Mutter bei der ersten Geburt erhöht die späteren Bildungschancen von Töchtern, eine vergleichsweise lange Nichterwerbstätigkeit der Mutter in der Kindheit und Jugend der Befragten verringert sie dagegen. Weitergehende Analysen konnten zudem zeigen, dass hierfür nicht primär materielle, sondern eher kulturelle Transmissionsmechanismen verantwortlich sind. Neben Fragen der Bildungsbeteiligung widmete sich das Projekt auch weiteren Lebensbereichen, bislang zusätzlich v.a. dem demographischen Verhalten von Frauen und dessen intergenerationaler Übertragung. Im Unterschied zur Bildungsbeteiligung zeigt sich hierbei, dass nicht nur mütterliche Ressourcen und Lebensverläufe, sondern auch subjektive Orientierungen, die ebenfalls intergenerational übertragen werden, die Entscheidungen der Töchter prägen. In Bezug auf den Zeitpunkt der Familiengründung zeigt sich beispielsweise, dass weniger das Bildungsniveau der Mütter, sondern v.a. die tatsächliche Familienbiografie und die subjektive Familienorientierung ihrer Mütter den Zeitpunkt beeinflussen, zu welchem Töchter selbst eine eigene Familie gründen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung