Kumulation von Arbeitsunterbrechungen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ziel des Projektes war es, die Auswirkungen von Unterbrechungen während der Arbeit zu untersuchen. Dabei lag der Fokus auf fremdinitiierten Unterbrechungen. Bisher wurden Unterbrechungen im Feld vor allem querschnittlich und mit allgemein gehaltenen Skalen untersucht. Laborstudien legen jedoch nahe zwischen verschiedenen Unterbrechungen zu differenzieren und den Prozess der Unterbrechung längsschnittlich zu untersuchen. In einem Eventsampling-Design über fünf konsekutive Arbeitstage wurden unterschiedliche Merkmale von Unterbrechungen (Häufigkeit, Dauer, Komplexität) erhoben und in Bezug zu dem Beanspruchungserleben, zur Leistung und der physiologischen Aktivierung gesetzt. Personenund tätigkeitsbezogene Merkmale wurden dabei als mögliche Moderatoren hinzugezogen. Dies ermöglichte, den Prozess und die Wirkung der kumulierenden Unterbrechungen sowohl in between- als auch within-subject-Analysen zu untersuchen. Zudem wurde die Herzfrequenzvariabilität als physiologischer Indikator für Beanspruchung erhoben. Die Daten wurden mittels Mehrebenenanalysen ausgewertet. Vorläufiges Ergebnis ist, dass sich Unterbrechungen vor allem auf den wahrgenommenen Workload und Zeitdruck des Tages auswirken und beides in der Regel erhöhen. Die Merkmale Dauer und Komplexität scheinen hier eine größere Rolle zu spielen, als die Häufigkeit der Unterbrechungen. Dieses Ergebnis kann jedoch auch eine Konsequenz der aufwendigen Datenerhebung (mehr Unterbrechungen haben möglicherweise die Compliance reduziert weitere Unterbrechungen zu berichten) oder der Besonderheit der Stichprobe (sie hatten insgesamt wenig Unterbrechungen) sein. Des Weiteren wurde ein positiver Effekt der Dauer der Unterbrechungen auf die sympathische Aktivierung der folgenden Nacht gefunden. Inwieweit der ermittelte positive Zusammenhang zwischen Häufigkeit der Unterbrechung und erhöhter parasympathischer Aktivierung in der Freizeit tatsächlich mit einer erhöhten Erholung in der Freizeit zusammenhängt muss noch geklärt werden. Bisherige Befunde zeigen zudem, dass soziale Unterstützung hilft, negative Effekte von Unterbrechungen zu verringern. Die Strategien Vermeidung weiterer Unterbrechungen und Qualitätsreduktion haben zu ambivalenten Ergebnissen geführt. Vermeidung scheint keine gute Strategie im Umgang mit einer höheren (quantitativen) Aufgabenauslastung zu sein, aber im Umgang mit erhöhter kognitiver Belastung scheint die Strategie sinnvoll zu sein. Qualitätsreduktion verringert zwar den Zusammenhang zwischen Unterbrechungen und Workload, vermutlich ist dies aber ein Deckeneffekt: Personen, die in der Regel mit Qualitätsreduktion reagieren, empfinden generell einen sehr hohen Workload.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2015). Validierung eines Fragebogenseiner Skala zu Strategien im Umgang mit Unterbrechungen. 9. Kongress der Fachgruppe Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie der DGPs (Mainz, 24.- 28.09.2015)
Mumme, C. M., Neumann, M., & Baethge, A.
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(2017). “Somedays won't end ever” – work intensification, and work extension as maladaptive response to time pressure. 18th European Congress on Work and Organizational Psychology (Dublin, 17.- 20.05.2017)
Baethge, A., Deci, N., Rigotti, T., & Dettmers, J.