Detailseite
Projekt Druckansicht

Epische Modellierung ideologischer Konflikte in der Frühen Neuzeit

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 245050044
 
Das Projekt geht von der grundsätzlichen Beobachtung aus, dass für episches Erzählen die Modellierung ideologischer Konflikte ein essentielles Strukturmovens und Thema der Textgestaltung ist. Solche Konflikte manifestieren sich etwa im Gegensatz zwischen christlichen und heidnischen Positionen, zwischen Herrschaftsansprüchen des Christentums und solchen des Islam, zwischen der lateinisch-katholischen und der byzantinischen Religion und Kultur, zwischen der Welt der Latinität und der >Barbarei< der Spätantike, zwischen den Kulturen der Alten und der Neuen Welt sowie allgemein zwischen einer transzendent gerichteten und einer weltlich gebundenen Form der Anschauung. Diese Gegensätze bilden das Substrat der Modellierung epischer Handlung schlechthin. Sie sind weitgehend an raumzeitliche Figurationen gebunden, deren spezifische Zurichtung prinzipielle Aussagekraft für die ideologische Positionierung von Autoren und Texten im frühneuzeitlichen Diskursuniversum hat und zudem Indizien für epistemische Veränderungen mit Relevanz für die epochale Signatur liefern kann. Durch eine Untersuchung der jeweils spezifischen chronotopischen Konfliktgebilde will das Projekt fundamentale epistemische Probleme in narrativen Großtexten des 14. bis 17. Jh.s (mit einzelnen Ausgriffen ins frühe 18. Jh.) erstmals umfassend analysieren. Das Corpus soll aus zumindest folgenden Texten bestehen: (a) Petrarca, Africa; (b) Sannazaro, De partu virginis; Vida, Christias; (c) Pusculo, Constantinopolis; Zuppardo, Alfonseis; Filelfo, Amyris; Bargaeus, Syrias; (d) Trissino, Italia liberata da' Goti; Ronsard, Franciade; (e) Gambara, De navigatione Christophori Columbi; Stella, Columbeis; Stigliani, Del mondo nuovo; Placcius, Atlantis retecta; Carrara, Columbus. Bei der Analyse kann auf Lotmans Konzept der Semiosphäre rekurriert werden, das Lotman dahingehend präzisiert, dass semiosphärische Organisation in eins falle mit raumzeitlicher Organisation von Kulturen. Literarische Texte werden zur bevorzugten Bühne, ideologische, raumzeitlich positionierte kulturelle Gefüge (artifizielle Semiosphären) miteinander in Bezug zu setzen und ihre Geltungsansprüche zu verhandeln. Die Grundfrage ist die nach der handlungskonstitutiven Gestaltung epischer Konflikte über eine spannungsreiche Semiosphären-Konstruktion, die die Ausformulierung von konträren Handlungsräumen an die Konstitution von widerstreitenden Ideologien rückbindet oder anders: die die kontrastreiche chronotopische Fügung zum Ausdruck der grundsätzlichen >weltanschaulichen< Gegensätze werden lässt, deren epistemisch und epochal relevanten Agon die Texte auszutragen haben. Abgeholfen wird somit dem von A. Nünning noch vor kurzem artikulierten Desiderat >>einer Rekonstruktion unterschiedlicher historischer, epochenspezifischer und national-sprachlicher Kultur- und Raummodelle<<.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung