The compelling power of the better argument? The impact of deliberative communication on negotiation outcomes in two person decision experiments.
Final Report Abstract
Die Zielsetzung des Forschungsprojekts bestand darin, die Vermutung der deliberativen Demokratietheorie zu prüfen, dass in der deliberativen Kommunikation die individuellen Präferenzen zur Disposition gestellt und zugunsten von kollektiven Interessen aufgegeben werden. Drei Fragestellungen wurden verfolgt: 1) Kann deliberative Kommunikation dazu beitragen, das individuelle Interesse zu überwinden und in höherem Ausmaß kooperative, d.h. faire oder kollektiv optimale, Verhandlungslösungen zu erzielen? 2) Bleiben deliberativ gefundene Lösungen in höherem Ausmaß stabil und kann dies damit begründet werden, dass die Verhandlungspartner überzeugt wurden? 3) Lassen sich spezifische Dimensionen deliberativer Kommunikation identifizieren, die geeignet sind, solche stabilen Lösungen herbeizuführen? Um diese Fragen zu beantworten wurde im Rahmen des Forschungsprojekts zunächst ein empirisch messbares Konzept von deliberativer Kommunikation im Sinne des deliberativen Ideals erarbeitet. Im zweiten Schritt wurden aus der normativen Theorie Handlungsanweisungen identifiziert, um daraus empirisch prüfbare Hypothesen zu gewinnen. Fünf Hypothesen standen im Zentrum des Projekts. Je höher die Qualität der deliberativen Kommunikation, umso eher sollte: (1) ein kooperatives (kollektiv optimales oder faires) Ergebnis erzielt werden, wobei (2) Ungleichheit der Teilnehmer diese Wahrscheinlichkeit senken dürfte, (3) das Ergebnis nach Abschluss der Verhandlung stabil bleiben, (4) im Dialog „Überzeugen“ durch Begründung stattfinden und (5) die Teilnehmer mit der Lösung und dem Verfahren zufrieden sein. Der Kern des Projektes bestand in der Durchführung eines experimentellen Designs: Unter Laborbedingungen wurden vier Interessenskonstellationen vorgegeben, in denen sich die Wirkung deliberativer Kommunikation zeigen sollte. Je zwei Probanden verhandelten innerhalb von 30 Minuten im Labor einen vorgegebenen Konflikt und entschieden sich gemeinsam zwischen je vier – kooperativen oder nicht-kooperativen – Lösungsmöglichkeiten. Neben den Konfliktlösungen wurden die Dialoge, sowie Befragungsdaten zu „Überzeugen“ und Zufriedenheit erhoben. Die Kommunikation wurde erstens hinsichtlich ihrer deliberativen Qualität mit Hilfe automatischer computerlinguistischer Verfahren kodiert. Zweitens wurde mittels eines Instrumentalvariablenansatzes versucht, die Kausalität der Zusammenhänge zu überprüfen indem durch zufällig zugeteilte Anweisungen deliberatives Verhalten induziert oder verhindert werden sollte. Mit Hilfe zumeist logistischer (teils hierarchischer) Regressionen wurden die fünf Hypothesen überprüft. Die ersten Forschungsergebnisse deuten auf ein ernüchterndes Resultat hin. Die Qualität der deliberativen Kommunikation scheint keinen Einfluss auf kooperative Verhandlungslösungen und ihre Stabilität zu haben, die Teilnehmer nicht stärker zu überzeugen und auch nicht mehr Zufriedenheit bei ihnen auszulösen. Nur in einzelnen Spezifikationen konnte tatsächlich eine signifikante Korrelation von Deliberation mit den unterschiedlichen abhängigen Variablen gefunden werden - und oft zeigte sich diese Korrelation den aus der Theorie abgeleiteten Wirkrichtungen entgegengesetzt. Allerdings konnte gezeigt werden, dass sich die Wirkung der deliberativen Kommunikation in ihren Teildimensionen und in verschiedenen strategischen Situationen unterscheidet. Der Datensatz erlaubt neben den Fragen zur deliberativen Kommunikation weitere Analysen, die Charakteristika der Probanden (Geschlecht, Persönlichkeitsmerkmale, Ausbildung) in den Mittelpunkt stellen. Vorläufige Analysen ergaben hier Anhaltpunkte für signifikante Effekte.
Publications
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Gold, Valentin / Hautli-Janisz, Annette / Holzinger, Katharina / El-Assady, Mennatallah
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El-Assady, Mennatallah / Hautli-Janisz Annette / Gold, Valentin / Butt, Miriam / Holzinger, Katharina / Keim, Daniel
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Gold, Valentin, Mennatallah El-Assady, und Christian Rohrdantz
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