Teacher action in violence and bullying situations. A study about characteristics, predictors and consequences of interventions from the perspective of teachers and students.
Final Report Abstract
Gegenstand des Forschungsprojekts ist die empirische Erfassung des Lehrerhandelns in schulischen Gewalt- und Mobbingsituationen sowie der hierfür notwendigen Kompetenzen und Rahmenbedingungen. Von Juni bis Oktober 2014 wurde eine schriftliche repräsentative Befragung an 24 sächsischen Schulen (7 Gymnasien, 13 Oberschulen und 4 Förderschulen) ausgeführt. An der Befragung nahmen 2.071 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 6 und 8 sowie 556 Lehrkräfte teil. Der Rücklauf betrug bei den Schülerinnen und Schülern 78 %, bei den Lehrkräften waren es 59 %. Das Forschungsvorhaben setzt sich mit drei zentralen Forschungsfragen auseinander: Erstens wurde untersucht, wie sich das Ausmaß der Gewalt im Zeitverlauf entwickelt hat und ob es dabei Unterschiede im Interventionsverhalten der Lehrkräfte sowie der Schülerschaft gibt. Hierfür wurden Befunde aus einer DFG-Befragung aus dem Jahr 1996 an sächsischen Schulen mit solchen der aktuellen Erhebung gegenübergestellt. Zweitens wurde aus Schüler- und Lehrerperspektive analysiert, ob Lehrkräfte in Gewalt- bzw. Mobbingsituationen intervenieren, in welcher Art und Weise sie dies tun und welche Ziele sie dabei verfolgen. Drittens wurde untersucht, welche professionellen Lehrerkompetenzen mit einer höheren Interventionswahrscheinlichkeit und einem höherem Interventionserfolg in Verbindung stehen. Für die Erfassung des Interventionshandelns von Lehrkräften wurde ein neues Erhebungsinstrument entwickelt, das über die bisher verbreitete Abfrage von Verhaltensabsichten in fiktiven Gewaltszenarien hinausgeht und das Interventionsverhalten retrospektiv in tatsächlich stattgefundenen Mobbingsituationen aus Lehrer- und Schülersicht erfragt. Unsere Befunde deuten darauf hin, dass die schulische Gewalt im Untersuchungsraum Sachsen von 1996 bis 2014 abgenommen hat. Dies schließt Gewalt unter Schülerinnen und Schülern sowie die wahrgenommene Gewalt gegen Lehrkräfte und von Lehrkräften gleichermaßen ein. Damit im Einklang steht die höhere selbstberichtete und wahrgenommene Interventionsbereitschaft unter der Lehrer- und Schülerschaft. Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler geben in der aktuellen Studie mehrheitlich an, dass Lehrkräfte in Gewalt- und Mobbingfällen intervenieren und diese nur selten ignorieren. Erwartungsgemäß fallen die Angaben der Schülerinnen und Schüler dazu kritischer aus als die Selbstauskünfte der Lehrkräfte. Die mit großem Abstand häufigste Interventionsform ist aus Sicht der Lehrer- und Schülerschaft das Gespräch mit den beteiligten Schülerinnen und Schülern. Mit deutlichem Abstand folgen minimale Interventionen wie Gesten oder Mimiken, Maßnahmen auf Klassenebene oder Disziplinierungsmaßnahmen. Kooperationen mit anderen Personen, emotionale Unterstützung oder langfristige Maßnahmen auf Klassen- bzw. Schulebene sind dagegen selten zu beobachten. Vergleicht man die Erfolgsaussichten der unterschiedlichen Interventionen, so wird aus Lehrer- und Schülersicht den unterstützend-kooperierenden Interventionen die größte Effektivität und Nachhaltigkeit zugesprochen, dagegen den autoritär-strafenden Maßnahmen die geringste. In insgesamt vier Aufsätzen in Fachzeitschriften und 14 Präsentationen auf Kongressen wurden in Teilauswertungen Verbindungen zwischen verschiedenen Kompetenzbereichen auf der einen Seite und dem Interventionshandeln sowie -erfolg der Lehrkräfte auf der anderen Seite geprüft. Als bedeutsam haben sich vor allem ein breites Gewaltverständnis, Empathie und das professionelle Wissen über Gewalt und Mobbing erwiesen.
Publications
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Bilz, L., Schubarth, W., Dudziak, I., Fischer, S., Niproschke, S. & Ulbricht, J.