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Modi nachhaltigkeitsbezogener Forschung im Vergleich (MONA): Forschungsmodi und ihr Einfluss auf wissenschaftliche und gesellschaftliche Projekterträge - Eine vergleichende Analyse von 100 Drittmittelprojekten nachhaltigkeitsbezogener Forschung

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2013 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 237265569
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Seit etwa 20 Jahren wird unter Begriffen wie post-normal science, new modes of knowledge production oder Transdisziplinarität ein Diskurs über neue Formen bzw. Modi wissenschaftlicher Forschung geführt. Diesen Ansätzen ist gemein, dass sie auf realweltliche Probleme fokussieren und Kooperationen über die Grenzen akademischer Disziplinen hinweg wie auch den Einbezug außerwissenschaftlicher Akteure in Forschungsprozesse verlangen. Diesen Forschungsmodi wird das Potential zugesprochen, gesellschaftlich relevantes, sozial robustes Wissen zu produzieren und gesellschaftliche Probleme, z.B. im Hinblick auf Nachhaltigkeit, effektiv anzugehen. Empirische Evidenz, die diese Annahmen stützen, basieren jedoch größtenteils auf Analysen weniger Projekte, häufig Einzelfallstudien. Um die angenommenen Zusammenhänge zwischen neuen Forschungsmodi einerseits sowie gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Projekterträgen andererseits empirisch zu untersuchen, kombinierten wir eine vergleichende Analyse von 70 abgeschlossenen nachhaltigkeitsorientierten Forschungsprojekten (Breitenstudie) mit sechs vertiefenden Fallanalysen (Tiefenstudie). Die Analysen werden über den Projektzeitrum hinaus weitergeführt, und Publikationen in näherer Zukunft fertiggestellt. Auf konzeptioneller Ebene wurde ein umfassendes Kriterienset zur Analyse inter- und transdisziplinärer Forschungsweisen sowie gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Erträge von Forschungsprojekten entwickelt. Für die Breitenstudie wurde ein Kodierschema für eine vergleichende Dokumentenanalyse erarbeitet. Als Grundgesamtheit wurden 141 abgeschlossene, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder dem Bundesministerium für Bildung und Forschung zwischen 2000 und 2012 geförderte Forschungsprojekte mit Nachhaltigkeitsbezug und substanziellem sozialwissenschaftlichen Anteil identifiziert. Von diesen lagen bei Berichterstellung 70 vollständige Datensätze vor, bestehend aus Projektunterlagen sowie von den jeweiligen Projektleitungen ausgefüllten Fragebögen. Obwohl die statistischen Analysen bei Berichterstellung (August 2018) noch nicht vollständig abgeschlossen sind, lassen sich einige vorläufige Schlussfolgerungen ziehen: Unsere Analysen legen nahe, dass Beiträge von Praxisakteuren in Forschungsprojekten positive Auswirkungen auf die gesellschaftlichen Erträge haben. Vor allem Variablen zum Praxiseinbezug in der Phase der Problemidentifikation und der Definition der Forschungsfrage weisen einen positiven Zusammenhang mit berichteten gesellschaftlichen Wirkungen der Projekte auf. Erste Analysen weisen zudem darauf hin, dass der Einbezug nichtwissenschaftlicher Akteure als gleichberechtigte Forschungspartner den akademischen Output verringert, während andere, weniger ‚intensive‘ Formen der Beteiligung diesen Effekt nicht zeigen. Unsere Daten deuten auf einen Zielkonflikt zwischen wissenschaftlicher Wirkung, in Form von Zitationen der Projektpublikationen, und gesellschaftlichen Wirkungen hin. Wir finden nur wenige Projekte, die in beiden Bereichen hohe Werte erzielen. Schließlich zeigen unsere Analysen, dass Förderkriterien von enormer Bedeutung für die Ausgestaltung von Forschungsmodus und -design sowie für die Erträge inter- und transdisziplinärer nachhaltigkeitsorientierter Forschung sind. In der Tiefenstudie wurden sechs Projekte anhand teilstrukturierter Interviews mit verschiedenen Projektbeteiligten aus Wissenschaft und Praxis untersucht. Je Projekt wurden durchschnittlich sechs Personen befragt und zusätzlich je etwa 20 projektbezogene Dokumente für eie strukturierte Inhaltsanalyse sowie ein causal process tracing herangezogen. Unsere Daten sprechen in bestimmten Aspekten für in andern aberr auch gegen einen Zielkonflikt zwischen gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Wirkung inter- und transdisziplinärer Nachhaltigkeitsforschung. Dafür spricht u.a., dass die von uns untersuchten Projekte teilweise mit einem Doppelanspruch an wissenschaftliche und gesellschaftliche Erträgen starteten, jedoch ohne konkrete Ansätze zu definieren, wie man diesem Anspruch gerecht werden wollte, so dass im Projektverlauf entweder die wissenschaftliche oder die gesellschaftliche Wirkungsintention aus dem Blick geriet. Dagegen spricht u.a., dass in einem Teil der untersuchten Projekten von Anfang an ein klarer Schwerpunkt auf wissenschaftliche oder gesellschaftliche Erträge gelegt wurde, sowie dass mittels einer Kombination disziplinärer, inter- und transdisziplinärer Projektphasen ein Weg gefunden wurde, gelungen ist beiden Ansprüchen gerecht zu werden. Essentiell erscheinen in diesem Kontext die Forschungsinteressen der Projektbeteiligten, v.a. der Projektleitung.

 
 

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