Detailseite
Religiöse NGOs in den Vereinten Nationen: Vermittler oder Polarisierer?
Antragstellerinnen / Antragsteller
Dr. Claudia Baumgart-Ochse; Professor Dr. Klaus Dieter Wolf
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 235238662
Transnationale NGOs gelten in der Forschungsliteratur meist als prinzipiengeleitete Akteure, die universalistische, globale Normen (bspw. Menschenrechte, Demokratie oder nachhaltige Entwicklung) weltweit setzen und durchsetzen helfen und dadurch wünschenswerte Governance-Beiträge leisten. In einer kritischen Auseinandersetzung mit dieser Erwartung rückt das Forschungsprojekt eine Gruppe von NGOs in den Fokus, die religiös begründete normative Positionen in die Formulierung und Aushandlung von politischen Zielen im Rahmen von Global Governance einbringen. Wir wollen 1. untersuchen, ob die Beteiligung religiöser NGOs (RNGOs) im UN-System die Einigung auf politische Ziele und Strategien eher erschwert oder erleichtert; und 2., warum sich RNGOs konfrontativ oder kooperativ positionieren. Zur Beantwortung der ersten Frage analysieren wir die Arbeitsbeziehungen zwischen ausgewählten RNGOs und UN-Bürokratien in vier Politikfeldern, in denen einerseits zentrale programmatische Anliegen der UN verfolgt werden und andererseits RNGOs besonders stark engagiert sind: Religionsfreiheit, Internationale Strafjustiz, Israelisch-Palästinensischer Konflikt und Reproduktionsrechte. Die Arbeitsbeziehungen werden den Kategorien kooperativ, komplementär, kooptativ oder konfrontativ zugeordnet, um mögliche Muster der Verteilung von Beziehungstypen zu erkennen. Aus der so entstehenden Matrix wählen wir RNGOs für heuristische Fallstudien aus, die die Varianz der aufgefundenen Beziehungstypen abbilden sollen. Die zweite Frage wird anhand dieser Fallstudien bearbeitet, in denen Hypothesen generiert werden sollen, warum sich RNGOs in bestimmter Weise verhalten. Diese induktive Vorgehensweise ist notwendig, weil es bislang kaum Forschung zur Positionierung religiöser NGOs in Global Governance gibt. Die generelle Literatur zu Religion und Politik gibt lediglich die Suchrichtung nach religiösen Normen, Prinzipien und Deutungsschemata vor, die als Werkzeugkasten für die Formulierung politischer Ziele und Strategien religiöser Akteure dienen. Im Fall transnationaler RNGOs sind es vor allem religiöse Ethiken, die das Handeln anleiten. Die Hypothesen sollen Aussagen darüber treffen, welche Muster oder Konfigurationen von religiöser Ethik typischerweise zu bestimmten politischen Zielen und Strategien führen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen