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Die Überschriebene Welt. Antike Mythen im Spannungsfeld von Unten und Oben
Antragstellerin
Professorin Dr. Annette Zgoll
Fachliche Zuordnung
Griechische und Lateinische Philologie
Förderung
Förderung von 2015 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 235014259
Die Forschung zu antiken Mythen ist geprägt von einer Pluralität der Ansätze, die fast als diffuse Beliebigkeit erscheinen mag und sich in der Heterogenität der Forschungsergebnisse und ihrer Bewertungen widerspiegelt. Ansätze komparatistischen Forschens sind zu finden, erschöpfen sich bislang aber weitgehend im parataktischen Aufzählen verschiedener Quellen und Einzelstudien. Um antike Mythen systematisch und komparatistisch fundiert aufzuarbeiten, bedarf es einer repräsentativen Materialbasis, einer umfassenden Rahmentheorie sowie einer kulturspezifisch und kulturvergleichend applizierbaren Methodik.Während die Erforschung antiker Mythen weitgehend durch den Blick auf griechisch-römische Quellen geprägt ist, erweitert die Forschergruppe STRATA die Materialbasis in Hinsicht auf Zeit, Raum, Inhalte und Gattungen, indem sie sowohl die früheste, altorientalische wie die spätere, jüdisch-christliche Antike einschließt. Die weitere Entwicklung und Anwendung einer bereits in Ansätzen ausgearbeiteten neuen Rahmentheorie wird in formaler, distinktiver und dynamischer Hinsicht die für die Projektarbeit erforderlichen Weichen stellen. Formal werden Mythen als Stoffe erfasst, die in verschiedener Gestalt konkretisiert werden und sowohl in kontextuell ausgeführten Kompositionen wie in isolierter Form als einzelne Handlungssequenzen (¿Mytheme¿) vorliegen, z. B. innerhalb einer sumerischen Götterliste, einer griechischen Komödie oder im spätantiken Predigttext.Eine differenziert ausgearbeitete philologisch-historische Methodik mit Fokus auf der Analyse von Stoffen als Mythemsequenzen und isolierten Mythemen gibt der Forschergruppe ein innovatives Instrumentarium an die Hand, welches komparatistische Distinktionen auf eine systematische, quantifizierbare Basis stellen wird. Eine Problemanalyse der bisherigen Mythosforschung zeigt weiterhin, dass das in herkömmlichen Zugangsweisen implizit vorausgesetzte Postulat einer intentionalen Relationalität aller Elemente eines mythischen Stoffes und Textes auf einer einzigen, in sich als konsistent erachteten Ebene antiken Mythen nicht gerecht zu werden vermag. Die FOR wird dagegen das dynamische Potential von Mythen völlig neu in den Blick nehmen. Das gelingt, wenn inhomogene Morphologien, Inkompatibilitäten und Inkonsistenzen mythischer Stoffe und Texte nicht als Fehler oder Ungenauigkeiten gewertet, geglättet oder gar emendiert, sondern als Indikatoren für einen komplexen Überlieferungsprozess interpretiert werden, deren Analyse verschiedene, historisch gewachsene Strata erkennen lässt.Dieser innovative Ansatz wird exemplarisch auf antike Mythen mit Sphärenwechseln angewendet, also auf Mythen, die vom Gang in vertikal oder horizontal entfernte Sphären, d. h. Himmel, Unterwelt oder horizontale Randzonen wie die ¿Insel der Seligen¿ handeln. Vorarbeiten haben gezeigt, dass solche Stoffe bislang in vielen Punkten unverständlich bleiben, so dass gerade hier ein methodischer Neuansatz Desiderat ist.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen