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Die Sprachlichkeit der Anerkennung: Empirische Rekonstruktionen von Adressierungsprozessen im Sekundarschulunterricht in subjektivationstheoretischer Perspektive

Antragstellerinnen / Antragsteller Professor Dr. Norbert Ricken; Professorin Dr. Nadine Rose
Fachliche Zuordnung Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 234610425
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt „Die Sprachlichkeit der Anerkennung. Empirische Rekonstruktionen von Adressierungsprozessen im Sekundarschulunterricht in subjektivationstheoretischer Perspektive“ (a:spect) fragt nach der Bedeutung von Anerkennung in unterrichtlichen Praktiken und sucht diese empirisch zu rekonstruieren. Auf der Basis von ethnographischer Beobachtungen und Videographien des Gymnasialunterrichts in einer 5., 9. und 11. Klasse in den Fächern Mathematik, Deutsch und Geschichte konnten im Forschungsprojekt ein neues theoretisches Verständnis von Anerkennung (1.), ein neues Konzept der (sprachfokussierten) Interaktionsanalyse als Adressierungsanalyse (2.) sowie Erkenntnisse hinsichtlich der subjektivierenden Funktion der schulischen Praktiken Begrüßen, Prüfen und Tadeln (3.) entwickelt werden: Erstens wird auf (gegenstands-)theoretischer Ebene vorgeschlagen, Anerkennung erziehungswissenschaftlich als »Umgehen mit und Eingehen auf Selbstverhältnishaftigkeit« zu verstehen. In Abgrenzung zu Anerkennungsverständnissen einer »wertschätzenden Bestätigung« (Honneth) wird in diesem Anerkennungsverständnis nicht nur die grundsätzlich responsiv angelegte Form des ›Anerkennens‹ (als Umgehen mit und Eingehen auf) betont, sondern auch die performative, also auch subjektivierende Kraft (oder Macht) von Anerkennung als strukturelles Moment von Interaktionen akzentuiert. Kern dieses Anerkennungsbegriffs ist ein v. a. sprachlich situiertes Adressierungsverständnis, das es erlaubt, die Frage, als wer man von anderen adressiert und zu wem man darin gemacht wird bzw. in der Re-Adressierung sich selbst macht, auch empirisch zu bearbeiten. Zweitens wird auf methodischer bzw. methodologischer Ebene für die Analyse von (pädagogischen) Interaktionen mit dem Konzept der »Adressierungsanalyse« (Rose/Ricken) ein innovativer und empirisch erprobter Vorschlag zur Erforschung von Adressierungs- und Re-Adressierungsprozessen – als Vollzug subjektivierender Anerkennungsprozesse – in pädagogischen Settings gemacht. Mithilfe einer differenzierten Heuristik, die die Dimensionen der ›Organisation‹ des Gesprächs, der jeweilig implizierten ›Norm- und Wissensstrukturen‹, der ›Machtverhältnisse‹ sowie der ›Selbstverhältnisse‹ fragend erschließen, ist eine Art Manual entwickelt worden, das auch von anderen ForscherInnen verwendet werden kann. Drittens wird auf empirischer Ebene in der Analyse von Praktiken des ›Begrüßens‹, des ›Prüfens‹ und des ›Tadelns‹ der Vollzug von Adressierungen und Re-Adressierungen rekonstruiert und als ein Subjektivierungsgeschehen interpretiert, das sich gerade nicht linear, sondern relational – und insofern nicht ungebrochen – vollzieht. Dabei springt im Blick auf die Logik und soziale Funktion der untersuchten Praktiken ins Auge, dass Praktiken gewissermaßen als doppelte Referenz im Unterricht anwesend sind, einerseits als (miteinander konstruiertes) Ideal, an dem sich die Interaktionsbeteiligten implizit praktisch orientieren und auf das sie sich wechselseitig verweisen, von dem aber andererseits konkret und situativ immer auch – notwendig – in der praktischen Realisierung abgewichen wird. Entsprechend zeigt sich im Blick auf den Vollzugscharakter der Praktiken selbst nicht nur, dass und wie diese sich erst allmählich – im gemeinsamen und aufeinander abgestimmten Tun der AkteurInnen – als solche verfertigen und verfestigen, sondern es zeigt sich auch die massive Angewiesenheit der beteiligten AkteurInnen aufeinander, sei es, weil nur die Ratifizierung eines Tadels diesen legitimieren und gelingen lässt oder sei es, weil ohne (als gelungen ratifizierte) Gegenbegrüßung die Begrüßung ihre soziale Funktion eines ›social tunings‹, einer sozialen Ab- und Einstimmung aufeinander, verfehlen würde.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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