The Cultic Centre of the Sun-God of Heliopolis (Egypt)
Final Report Abstract
Es ist besonders der ausgesprochen harmonischen Zusammenarbeit mit dem ägyptischen Antikendienst zu verdanken, dass in der Förderphase 2016-2019 alle Ziele des Programms erreicht werden konnten, und darüber hinaus über Kooperationen und finanzielle Unterstützung von dritter Seite ein erheblicher Mehrgewinn an Forschungsergebnissen erzielt wurde. Angesichts der inzwischen abgeschlossenen modernen Überbauung der westlichen Bezirksbereiche kann das verdichtete Wissen zur Tempeltopographie im Westen und entlang des Dromos nicht hoch genug eingeschätzt werden. Erstmals gewinnt das in der textlichen Überlieferung so dominante Heliopolis auch im Befund an Profil. Dies betrifft sowohl die Tempeltopographie, als auch die diachrone Entwicklung. Bislang vollständig dekontextualisierte Objekte, die in der hellenistischen-fatimidischen Zeit abtransportiert wurden, können nun, wie es sich am Beispiel des Nektanebo-Tempels und des Amun/Mut-Tempels erwies, innerhalb des Tempels zuverlässig lokalisiert werden. Die historische Tiefe des Sanktuars ist nun auch im Flächenbefund greifbar und reicht gesichert bis in das mittlere 4. Jahrtausend v. Chr. zurück. Die topographische Gliederung des Bezirks beginnt auch in der chronologischen Tiefe Gestalt anzunehmen. Hierbei sind bislang vollkommen absente Zeitstufen, wie etwa die 26. und 30 Dynastie mittlerweile gut zu beschreiben. Das Bauprogramm der 67jährigen Regierungszeit Ramses‘ II. hat darüber hinaus gleichfalls erheblich an Substanz gewonnen. Die Nachnutzung dieser Gebäudekulisse weist Heliopolis als regelrechten Platz des Kultes des göttlichen Ahnen beider Ramessidendynastien aus. Die Aufgabe des Tempels im ptolemäischen Ägypten wurde nun erstmals in den verschiedenen Gebieten des Forschungsprojekts belegt und steht im unmittelbaren Zusammenhang mit der folgenden Ausbeutung der Sonnentempel für die Ausstattung von Alexandria und Rom. Heliopolis wurde offenbar zum Ziel solcher Vorhaben, weil weder für die Ptolemäer noch für die Römer derartige Abtransporte den Religionsfrieden zu stören schienen. Heliopolis war offenbar kulturell aufgegeben worden, während vergleichbare Transporte aus dem oberägyptischen Karnak erst im 4. Jahrhundert vor sich gingen, als auch diese Sanktuare nicht mehr im religiösen Leben wirklich verankert waren. Es ist besonders die Entdeckung der Psammetich-Statue, die trotz der hiermit verbundenen zeitlichen Verschiebungen und finanziellen Herausforderungen einen ganz neuen Impetus gab. Besonders die Forschungsrichtungen in den griechischen wie auch vorderasiatischen Kulturbereich entstehen hier besondere, zuvor nicht für möglich gehaltene Forschungsperspektiven. Die Erreichbarkeit der Siedlung des mittleren 4. Jahrtausends v. Chr., bedingt durch die Lage der Sandanhöhen mit zugehörigen prähistorischen Siedlungsbefunden, war in diesem Umfang nicht erwartet worden und konnte durch Adaptionen lokaler technischer Möglichkeiten auch in 2 m Tiefe unter dem Grundwasserspiegel verfolgt werden. Die Berichterstattung zum Projekt hat sich in verschiedenen Berichten in Tageszeitungen (LVZ im Anschluss an jede Feldkampagne, Berliner Tagespiegel, Allgemeine Zeitung (Mainz) etc.), Radio-Programmen (MDR, SWR etc.), auch im Zusammenhang mit der Sonderausstellung im Ägyptischen Museum Leipzig, vielfältig entwickelt. Fernseh- Produktionen zum Thema der Psammetich-Statue erschienen 2016. 2019 wurde das Vorhaben einer eigenen Folge der Serie TerraX zum Heliopols-Projekt in die Tat umgesetzt. Eine Ausstrahlung bei Arte/ZDF ist im Sommer 2020 vorgesehen. Am 26.11. 2018 wurde die Unternehmung für ihr Engagement von der Académie des Inscriptions et Belle-Lettres in Paris mit dem Prix Marie-François et Jean Leclant ausgezeichnet. Das Preisgeld kam im vollem Umfang den Notgrabungen des Jahres 2019 zugute.
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