Detailseite
Projekt Druckansicht

Erstmalige kritische Edition des Kitab at-Talkhis von Marwan ibn Ganah nebst englischer Übersetzung, Kommentar und Analyse des iberoromanischen Wortschatzes

Fachliche Zuordnung Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung Förderung von 2012 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 220599940
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Dank der Förderung der DFG konnte ein bedeutendes Glossar zu den arabischen und fremdsprachigen Namen der einfachen Heilmittel, das Kitāb al-Talḫīṣ des Abū l-Walīd Marwān ibn Ǧanāḥ, eines der bedeutendsten Frühwerke seines Genres, in bestmöglicher Weise erschlossen der gelehrten Öffentlichkeit vorgelegt werden. Insbesondere die Identifikationen der seltenen arabischen Heilmittelnamen, zu denen bislang nur wenig Literatur in englischer Sprache existierte, und der termini technici könnten über die engen Grenzen der Pharmakologie hinaus Wirkung entfalten. Derartige Begriffe sind ja nicht auf dieses Genre begrenzt und die Erschließung der arabischen wissenschaftlichen Fachterminologie ist nach wie vor mehr als lückenhaft. Unabhängig von einem solchen weiterreichenden Nutzen ist die nunmehr vorgelegte Edition ein Wert für sich. Ihre überlieferungsgeschichtlichen Studien erlauben einerseits ein weit klareres Bild von der in al-Andalus in der ersten Hälfte des 11. Jh. verfügbaren und geläufigen medizinischpharmakologischen Literatur. Andererseits gehört Ibn Ǧanāḥ zu den bedeutendsten Vertretern der frühen biblisch-hebräischen Grammatik und Lexikographie. Deren Verwurzelung in der arabischen Philologie ist zweifellos kein Geheimnis. Das Kitāb al-Talḫīṣ, dessen wahre Bedeutung nunmehr klar werden dürfte, zeigt aber in ganz unvergleichlicher Weise, wie vertraut sein Autor mit der zeitgenössischen arabischen Philologie war. Er verfügte nicht nur über die üblichen Werke, vielmehr waren ihm viele der muslimischen Protagonisten persönlich bekannt. Auch war er über die gleichzeitig entstandene arabische Dichtung informiert. Das Fehlen jeglicher Andeutung hebräisch-jüdischer Zusammenhänge zeigt zudem aufs Deutlichste, dass es sich um ein für Leser aller Konfessionen gedachtes Werk handelt, das anderen Regeln folgt als diejenigen für eine ausschließlich jüdische Leserschaft. Da ein solches Buch bislang für diesen Autor nicht bekannt war, macht der Talḫīṣ einen weiteren ganz neuen Aspekt seines Wirkens anschaulich. Das Kitāb al-Talḫīṣ enthält 149 einfache und zusammengesetzte romanische Lexeme, von denen die meisten aus den ausgestorbenen romanischen Varietäten aus Al-Andalus („Mozarabisch“) stammen. Diese werden – im Gegensatz zu praktisch allen anderen Arbeiten dieser Art – in der Edition in den im Manuskript vorliegenden (oft defektiven) Originalformen wiedergegeben, sodass ihr großer Interpretationsspielraum erhalten bleibt. Sie werden umfangreich kommentiert und mit Hypothesen zu wahrscheinlichen Lesarten versehen, die sich auf einem Vergleich mit ähnlichen Formen aus anderen arabischen Quellen sowie mit verwandten Wörtern aus anderen romanischen Varietäten und auf etymologische Forschung stützen. Hierbei konnten oftmals bereits existierende (und z.T. selbst in den etymologischen Wörterbüchern etablierte) Lesarten bzw. Etymologien revidiert werden. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass einige der traditionell als „mozarabisch“ klassifizierten Formen in Wirklichkeit lateinisch sind.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • “Ibn Ǧanāḥ on the Nomenclature of Medicinal Drugs. The Rediscovered Kitāb al-Talḫīṣ and its Significance for the History of Arabic Pharmacognosy”, in: Iberia Judaica 7 (2015), 95-110
    Gerrit Bos, Fabian Käs, Guido Mensching, Mailyn Lübke
  • “Arabic Pharmacognostic Literature and Its Jewish Antecedents: Marwān ibn Ǧanāḥ (Rabbi Jonah), Kitāb al-Talḫīṣ”, in: Aleph 16.1 (2016), 145-229
    Gerrit Bos, Fabian Käs
    (Siehe online unter https://doi.org/10.2979/aleph.16.1.145)
  • “Marwān ibn Ǧanāḥ: El Talḫīṣ y sus términos iberorrománicos”, in: R. Antonelli, M.D. Glessgen, P. Videsott (edd.): Atti del XXVIII Congresso internazionale di linguistica e filologia romanza (Bibliothèque de Linguistique Romane 15), 2 Bde, Straßburg: Éditions de linguistique et de philologie, 2018, pp. 741-750
    Guido Mensching, Mailyn Lübke, Gerrit Bos, Fabian Käs
  • “‘Se llama en Zaragoza aǧiṭīāl’. La historia detrás de los topónimos en fuentes andalusíes“, in: C. Bacciu, J. Cárdenas Isasi, A. Dreyer, Ae. Gottschalk, M.X. Ordóñez, A.M. Troncoso Salazar (edd.), Transformationen. Wandel, Bewegung, Geschwindigkeit. Beiträge zum XXXIII. Forum Junge Romanistik in Göttingen (15.-17. März 2017), München: AVM - Akademische Verlagsgemeinschaft 2019, 285-301
    Mailyn Lübke
  • Die Glossen in der arabischen Dioskurides-Übersetzung des Ms. Paris, BnF, arabe 2849. Analyse und Teiledition romanischer und lateinischer Elemente, Dissertationsschrift, Georg-August-Universität Göttingen, 2020
    Lübke, Mailyn
  • Marwān ibn Janāḥ: On the nomenclature of medicinal drugs (Kitāb al-Talkhīṣ). Edition, translation, and commentary, with special reference to the Ibero-Romance terminology (Islamic History and Civilization 170), Leiden: Brill 2020, 2 Bände (1346 Seiten)
    Gerrit Bos, Fabian Käs, Mailyn Lübke, Guido Mensching (edd.); Marwān ibn Janāḥ
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1163/9789004413344)
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung