Leftist authoritarianism in Turkey, 1960-1990
Final Report Abstract
Die unreflektierte Übernahme traditioneller Denkschemata und ihre Vermischung mit marxistischer (bzw. was man für marxistisch hielt) Revolutionstheorie und einem diffusen Revolutionsethos brachten in der Türkei einen linken Autoritarismus dort hervor, wo der emanzipative Gehalt der angestrebten Revolution hinter den traditionellen Formen hierarchischer Strukturen der Organisation und des Handelns weit zurückblieb. Als Arbeitsbegriff wurde er „linker Autoritarismus“ genannt. Er bezieht seine Spannung aus dem scheinbar widersprüchlichen Verhältnis von linker Ideologie und tradierter Herkunft vieler Linker, deren „Linkssein“ weiterhin von überkommenen Vorbildern geprägt wurde, obwohl Traditionen und konservativer Habitus abgelehnt wurden. Der Begriff „linker Autoritarismus“ wurde als nicht normativ zu verstehende Analysekategorie und auch nicht primär im Sinne einer Ideologiekritik eingesetzt. Die Studie suchte nach den sozialen, regionalen und konfessionellen Hintergründen des sich besonders seit den 1970er Jahren entwickelnden linken Autoritarismus, analysierte seine Ausdrucksformen und Wirkungen und die Frage, wie er sich in den sozialen Beziehungen innerhalb der Gruppen manifestierte, um auf diese Weise das Spannungsverhältnis von traditionalen Einstellungen und „revolutionärem“ Tun bestimmen zu können. Untersucht wurden das Gewalthandeln und seine Folgen für die sozialen Beziehungen, ideologische Hierarchisierungen, das Verhältnis zwischen Individuum und Kollektiv, Führungsprinzip und Personenkult sowie der Umgang mit Frauen und die vergeschlechtlichten Mechanismen, Strukturen und Mentalitäten innerhalb der diversen linksradikalen Gruppierungen. Die Studie hat die Richtigkeit dieses Ansatzes zeigen können, wiewohl der Einfluss der „Traditionen“ auf das linke Bewusstsein und Formen des Handelns im Laufe der Untersuchung relativiert wurde. Die Quellen erlaubten nicht, von einem kausalen Nexus auszugehen und ihn als Hauptmoment anzusehen. Darüber hinaus hat es sich zwar als richtig herausgestellt, die Bedeutung der nationalen Spezifika in den Vordergrund zu stellen, jedoch musste der Einfluss des globalen, vor allem des Kommunismus in der Sowjetunion und in der Volksrepublik China als Vorbild für türkische Linke deutlicher und stärker veranschlagt werden als ursprünglich postuliert. Die Studie schließt mit der Abfassung einer Monographie, mit der ein Forschungsdesiderat der wenig entwickelten Zeitgeschichtsforschung zur Türkei geschlossen wird.
Publications
- “Der Pogrom von Istanbul 1955” in: Türkei-Dossier für bpb
Berna Pekesen
- “Die Vertreibung der türkischen Juden aus Thrakien 1934” in: Türkei-Dossier für bpb
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- „Panturkismus“ in: Europäische Geschichte Online
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- “İlhak ve Hatay´dan Ermeni Göçü” in: 1915 – Siyaset, Tehcir, Soykırım (hrsg. v. Fikret Adanır / Oktay Özel (Istanbul: Tarih Vakfı Yay. 2015), 569-580
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- “Vergangenheit als Populärkultur – Das Osmanenreich im türkischen Fernsehen” in: Zeithistorische Forschungen/ Studies in Contemporary History 12:1 (2015), 140-151
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- “Öğrenilecek Bir Erdem Olarak Özgürlük” in: Birikim 316/317 Ağustos/Eylül (2015), 47-54
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- "Contents". The Heritage of Edirne in Ottoman and Turkish Times: Continuities, Disruptions and Reconnections, edited by Birgit Krawietz and Florian Riedler, Berlin, Boston: De Gruyter, 2019, pp. XV-XVIII
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(See online at https://doi.org/10.1515/9783110639087-toc) - (2019): Atatürk’s unfinished revolution – The Turkish student movement and left-wing Kemalism in the 1960s. In: Lutz Berger und Tamer Düzyol (Hg.): Kemalism as a Fixed Variable in the Republic of Turkey: History, Society, Politics. 1. Aufl. Baden-Baden: E
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(See online at https://dx.doi.org/10.5771/9783956506338-97) - “Shared History, Divided Memory? “1968” in the Narratives of Women Activists". Turkey in Turmoil: Social Change and Political Radicalization during the 1960s, edited by Berna Pekesen, Berlin, Boston: De Gruyter Oldenbourg, 2020, pp. 213-239
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(See online at https://doi.org/10.1515/9783110654509-011)