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Digitale Erfassung und Erschließung des volkssprachigen Wortschatzes der kontinentalwestgermanischen Leges barbarorum in einer Datenbank

Fachliche Zuordnung Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung Förderung von 2012 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 213361911
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt leistet die philologische Erschließung des volkssprachigen Wortschatzes der lateinisch kodifizierten kontinentalwestgermanischen Stammesrechte (Leges) sowie die Präsentation der Daten in dem frei zugänglichen Webservice LegIT: https://db.legit.ahd-portal.germ-ling.uni-bamberg.de/. Im Fokus stand die quellengetreue Edition und philologische Analyse dieses volkssprachigen Wortschatzes. Erfasst und aufbereitet sind die Einsprengsel folgender Leges: Lex Alamannorum, Lex Baiuvariorum, Lex Francorum Chamavorum, Lex Frisionum, Lex Ribuaria, Lex Saxonum und Lex Thuringorum. Eine überlieferungsgetreue Dokumentation dieses Wortguts galt seit vielen Jahren als Forschungsdesiderat. Der Wortschatz der Leges weist in die Frühzeit volkssprachiger Überlieferung zurück, aus der althochdeutsche Texte noch nicht verfügbar sind. Die philologische Aufbereitung dieses Quellenbereichs mit seinem hohen Anteil sonst nicht bezeugten Wortguts, der sich zeitlich vom frühen 8. bis zum 11. Jahrhundert erstreckt und eine regionale Streuung über die Westgermania zeigt, ermöglicht neue Erkenntnisse für die historische Grammatik, die Lexikologie und Pragmatik des Deutschen, aber auch für die Rechts- und Medizingeschichte wie die Kulturwissenschaften. Durch die grammatisch-lexikalische Erschließung des volkssprachigen Wortschatzes der kontinentalwestgermanischen Stammesrechte ist für die Leges, die neben den Glossen und der Textüberlieferung einen weiteren großen Überlieferungsstrang des althochdeutschen Wortguts darstellen, ein Hilfsmittel geschaffen werden, das angesichts der Ansiedelung dieses Wortschatzes „im toten Winkel der historischen Lexikographie“ (M. Prinz 2019) von der Forschung bislang vermisst wurde und entsprechend die Lexikographie und Grammatikographie um den frühmittelalterlichen volkssprachigen Legeswortschatz ergänzt. Die abrufbaren Daten sind nach den Legesbereichen mit ihren Editionen, den Handschriften bzw. Siglen mit ihren Lokalsierungen und dem Wortgut selbst strukturiert. Die Analyse des Wortguts umfasst – mit je eigenen Unterkategorien – die Lemmata (morphologische Struktur; Wortfamilienzugehörigkeit; Themenbereich; Wörterbuchliteratur mit etlichen einschlägigen Werken) mit ihren Belegansätzen (Sprache; Wortart) und ihren Handschriftenlesungen (Bedeutungsangabe, grammatische Bestimmung, Worttypisierung; Editions- und Werktextstelle; Textauszug, Übersetzung und ggfs. Apparatvariante). Zudem werden die dem Projekt zugrundeliegende Literatur sowie die Online-Hilfsmittel ausgewiesen. Die den Wörtern zugewiesenen Attribute werden in einer übersichtlichen und intuitiv erfassbaren Struktur präsentiert und durch umfangreiche Suchoptionen erschlossen. Die Datenbank umfasst in etwa 30.000 Datensätzen über 1.000 Lemmata mit etwa 18.000 Lesungen an nahezu 4.000 Werktextstellen. Damit steht das Wortgut dieser kontinentalwestgermanischen Legesüberlieferung, die zur Frühzeit volkssprachiger Überlieferung gehört und unsere Kenntnisse zu Sprache wie Kultur des Frühmittelalters verbessern hilft, bereit, um es mit anderen Projekten zum historischen Wortschatz des Deutschen zu vernetzen und die althochdeutsche Lexikographie und Grammatikographie um diesen frühmittelalterlichen Wortschatz zu ergänzen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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