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Digitale Erfassung und Erschließung des volkssprachigen Wortschatzes der kontinentalwestgermanischen Leges barbarorum in einer Datenbank
Antragstellerin
Professorin Dr. Stefanie Stricker
Fachliche Zuordnung
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung
Förderung von 2012 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 213361911
Die Überlieferung althochdeutschen Wortschatzes ist für die althochdeutschen Texte bzw. Glossen weitestgehend erschlossen. Ein Gesamtnachschlagewerk für den dritten großen Quellenkomplex frühen deutschen Wortmaterials, die volkssprachigen Inserte in den sog. Leges barbarorum, fehlt jedoch bislang. Für die Arbeit an dem Leges-Wortgut ist der Rückgriff auf die handschriftlichen Quellen und die Extraktion der Inserte aus den Leges-Handschriften zentral. Die Editionen der Monumenta Germaniae Historica sind vor allem auf rechtshistorische Fragestellungen ausgelegt. Der Variantenapparat ist in großen Teilen unvollständig und bisweilen sogar falsch, wobei die genannten Defizite im Hinblick auf die Einsprengsel seit Bestehen der Ausgaben besonders bemängelt wurden. Große Wörterbuchprojekte und die gängigen Grammatiken verzichteten daher bislang auf die Aufnahme des betroffenen Wortschatzes.Das Bamberger LegIT-Projekt bietet ein datenbankgestütztes Instrument zur philologischen Erschließung der althochdeutschen Inserte in den Leges barbaborum. Die Einsprengsel (derzeit rund 11.000 Belege) sind etymologisch und grammatisch entschlüsselt, die überliefernden Handschriften auf Basis der gängigen Forschungsliteratur erfasst. Die Daten werden ergänzt um Informationen aus den zentralen Nachschlagewerken zum Wortschatz, der angeschlossenen Realienkunde und Sozialgeschichte sowie den Handschriften. Auf digital verfügbare Ressourcen wird durch Links verwiesen und die Zugangswege zu entsprechenden Informationsquellen somit verkürzt.Umfangreiche Suchoptionen wurden konzipiert, die das Material nach individuellen Fragestellungen erschließbar machen und auf einzelne Handschriftenlesungen wie auf gesamte Manuskripte hin analysieren lassen. Abgeschlossen ist diese Arbeit (abgesehen von einzelnen Kontrollen) für die Lex Alamannorum, Lex Baiuvariorum, Lex Saxonum und Lex Frisionum. Der hier gestellte Verlängerungsantrag betrifft die Bearbeitung weiterer zentraler kontinental-westgermanischer Legesbereiche (Lex Salica, Lex Ribuaria und Leges Langobardorum) sowie die kontinuierliche Verbesserung der bereits entwickelten Strukturen, um weitere Suchoptionen anzubieten, eine erweiterte Funktionalität und damit einen höheren Nutzungskomfort zu gewinnen.Der besondere Quellenwert der Leges barbarorum liegt in ihrer Eigenschaft als Gesetzeshandschriften, die weite Teile nicht nur eines alltäglichen Wortschatzes tradieren, sondern vor allem auch mehrerer Fachsprachen wie der Medizin, der Flora, Fauna und Tierwelt, Architektur, des Ständewesens und des militärischen Vokabulars. Durch die Aufbereitung dieses Korpus wird die älteste Überlieferung deutschen Spezialwortschatzes erschlossen. Die Dokumentation in einer frei zugänglichen Datenbank bietet sich als Referenzwerk für die Erforschung des althochdeutschen Wortschatzes und der Grammatik beispielsweise durch das Althochdeutsche Wörterbuch in Leipzig oder die Althochdeutsche Grammatik an.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen