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Der Einfluss von Prozess- und Ergebnisverantwortlichkeit auf Gruppenentscheidungen

Subject Area Social Psychology, Industrial and Organisational Psychology
Term from 2012 to 2015
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 212994908
 
Final Report Year 2017

Final Report Abstract

Ursprünglich sollten die beiden in enger Kooperation beantragten und durchgeführten Projekte dazu dienen, die Urteils- und Entscheidungsforschung zu den Effekten von Prozess- vs. Ergebnisverantwortlichkeit auf den Bereich von Gruppenentscheidungen auszuweiten und ihr somit ein neues Anwendungsfeld zu erschließen. Zugleich sollte durch diesen Transfer eine vielversprechende Intervention zur Verbesserung von (oftmals suboptimalen) Gruppenurteilen und Gruppenentscheidungen überprüft und etabliert werden: Aufbauend auf der bisherigen Forschungsliteratur zu differenziellen Effekten von Prozess- vs. Ergebnisverantwortlichkeit erwarteten wir, dass sich Prozessverantwortlichkeit förderlich auf die Qualität von Prozess und Ergebnis bei Gruppenurteilen und Gruppenentscheidungen auswirken würde, während Ergebnisverantwortlichkeit diese Qualität verschlechtern sollte. Wie wir jedoch unverhofft feststellen mussten, erwies sich das Fundament, auf dem wir unser Forschungsvorhaben aufgebaut hatten, als äußerst brüchig. Nachdem sich anfangs bei den eigentlich zur Verwendung in Gruppen vorgesehenen Aufgaben auch individuell keinerlei Verantwortlichkeitseffekte einstellten, verlagerte sich der Schwerpunkt unseres Vorhabens auf die Identifikation solcher Verantwortlichkeitseffekte, die sich tatsächlich als robust erweisen und daher als Grundlage für entsprechende Gruppenforschung dienen können. Aus einem Forschungsvorhaben, das eigentlich auf die Generierung neuartiger Befunde im Bereich der Gruppenforschung ausgerichtet war, wurde somit unversehens ein Replikationsprojekt. Das schmälert allerdings aus unserer Sicht keineswegs seinen Wert, denn wie dringend unser Fach solcher systematischen Replikationen bedarf, hat die sich in den letzten Jahren immer deutlicher abzeichnende Replikationskrise unseres Faches gezeigt. Die Ergebnisse unseres Forschungsvorhabens implizieren, dass die traurig lange Liste nicht oder kaum replizierbarer Befunde höchstwahrscheinlich um eine weitere Gruppe von Effekten zu erweitern ist: In keinem einzigen derjenigen neun Experimente, die auf eine direkte oder konzeptionelle Replikation von Originalstudien zu Verantwortlichkeitseffekten ausgelegt waren, ist es uns gelungen, die in den Originalstudien publizierten Effekte zu finden. Zwar ist unsere Evidenz nicht bei allen untersuchten Aufgabentypen schon so eindeutig, dass wir ein abschließendes Urteil über ihre Robustheit fällen könnten und wollten; die hierfür erforderlichen Stichprobengrößen bzw. multiplen Studien konnten wir angesichts begrenzter Mittel nicht überall erreichen. Aber bei mindestens drei Aufgabentypen, nämlich bei Hidden-Profile-Gruppenentscheidungen, bei eskalierendem Commitment und bei Verlustaversion stellen sich die Ergebnisse aus unserer Sicht so eindeutig dar, dass wir die jeweiligen Originalbefunde als Alpha-Fehler klassifizieren müssen. Die Tatsache, dass sich auch bei allen anderen Aufgaben kein einziger Verantwortlichkeitseffekt im Einklang mit der Literatur gezeigt hat (der einzige Effekt zeigte sich in unserem mittlerweile publizierten Experiment 11 bei einer Aufgabe, für die Verantwortlichkeitseffekte bisher nicht getestet worden waren, und auch hier fand sich nicht der in der Literatur besonders wichtige förderliche Effekt von Prozessverantwortlichkeit, sondern genau im Gegenteil ein negativer Effekt), lässt es aus unserer Sicht dringend geboten erscheinen, alle in der Literatur berichteten Verantwortlichkeitseffekte bei Urteilen und Entscheidungen systematischen Replikationsversuchen zu unterziehen und bis auf weiteres davon abzusehen, auf die vormals publizierten Ergebnisse irgendwelche praktischen Handlungsempfehlungen aufzubauen bzw. solchen zu folgen.

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