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Couples after Separation. Job Insecurity and the Change of Gender Roles in Couples in different Social Milieus II

Subject Area Empirical Social Research
Term from 2012 to 2020
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 212406250
 
Final Report Year 2019

Final Report Abstract

Das Projekt „Paare nach der Trennung“ stellt die zweite Phase des DFG-geförderten Forschungsprojekts „Geschlechterarrangements in Paarbeziehungen im Milieuvergleich“ dar. Datengrundlage waren die unabhängig voneinander geführten Einzelinterviews mit beiden Ex-Partner*innen getrennter Paare, deren Perspektiven wir in der Auswertung systematisch verschränkten, um ein möglichst genaues Bild des Ex-Paares in der Bestands- und Auflösungsphase zu erhalten. Der Umstand, dass auch der Ex-Partner interviewt wird, erzeugte eine eigene Erzähldynamik, denn sie provoziert einen stillen Wettstreit um die glaubwürdigere Geschichte. Insgesamt wurden 23 Ex-Paare mit insgesamt 46 Einzelinterviews durchgeführt. Die Interviewpartner*innen decken eine Altersspanne von 25 bis 62 Jahren ab und verfügen über verschiedene Bildungsabschlüsse: Es sind ungelernte Arbeiter*innen ebenso wie promovierte Akademiker*innen vertreten. Die Ex-Paare waren zwischen drei und 35 Jahren zusammen, waren bzw. sind teils verheiratet und haben teils Kinder. Die Trennungen lagen in einigen Fällen nur wenige Monate, in den meisten anderen Fällen maximal drei Jahre zurück. In zwei Ausnahmefällen lag die Trennung ca. sieben bzw. ca. 17 Jahre zurück. Obwohl unser primäres Forschungsinteresse der Rekonstruktion des Scheiterns von Beziehungen galt, verfolgten wir als zweiten Auswertungsstrang eine narrative Analyse von Trennungserzählungen, die darauf ausgerichtet war, die Besonderheiten und Funktionen von Trennungserzählungen für die individuelle Bewältigung der Trennungen und die Konstruktion einer ‚Nachtrennungsidentität‘ im Milieuvergleich zu erfassen. Diese funktionale Analyse war die Voraussetzung auch für die Erforschung von Grundkonstellationen des Scheiterns von Beziehungen. Ausgehend von der Annahme, dass Trennungsprozesse in spezifischen Paarfigurationen begründet sind, konnten wir insgesamt drei Grunddynamiken identifizieren, die Sollbruchstellen des Scheiterns von Beziehungen enthalten. Dazu gehören: Erstens, ein großes Machtgefälle zwischen den Partnern; zweitens, ein unüberbrückbarer Dissens hinsichtlich der Ausgestaltung der Rollen, etwa von Erwachsenenrollen (zumeist bei jüngeren Paaren) oder von Geschlechtsrollen innerhalb des Paares und drittens, eine Konstellation, in der einer der Partner aufgrund einer akuten Lebenskrise oder Krankheit dem anderen als „Bürde“ erscheint. Der Konflikt ist struktureller Bestandteil des Paararrangements und bewirkt, dass Einzelkonflikte weniger gut gelöst bzw. im Falle ihrer Unlösbarkeit weniger gut eingehegt werden können und schneller auf die gesamte Beziehung übergreifen. Dabei gilt: Die jeweiligen Asymmetrien erscheinen beiden Partnern anfänglich in der Annahme gemeinsam geteilter Reziprozitätsregeln bzw. scheinbar selbstverständlich geltender Beziehungsmodelle zunächst als unproblematisch, der Dissens wird erst im späteren Verlauf der Beziehung sichtbar.

Publications

  • (2019) Bindungsmacht in Paarbeziehungen. Warum Beziehungen scheitern. Berlin J Soziol (Berliner Journal für Soziologie) 29 (1-2) 5–32
    Koppetsch, Cornelia; Bub, Eva-Maria; Eckert, Judith
    (See online at https://doi.org/10.1007/s11609-019-00394-2)
  • (2019): Über Trennungen erzählen: zur Milieuspezifik von Trennungslegitimationen und narrativen Identitäten, Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research
    Eckert, Judith/Bub, Eva-Maria/Koppetsch, Cornelia
    (See online at https://doi.org/10.17169/fqs-20.1.3078)
 
 

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