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Ohne Furcht und Tadel - für König und Vaterland? Frühneuzeitlicher Hochadel zwischen Familienehre, Ritterideal und Fürstendienst
Antragsteller
Professor Dr. Martin Wrede
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2011 bis 2012
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 211531340
In dieser Arbeit geht es in einem europäischen Horizont um Selbstauffassung und Selbstbild des Adels sowie um die Beharrungskraft bzw. Wandlungsfähigkeit adeliger Selbstbilder in der Frühen Neuzeit. Im Zentrum steht die Bestimmung von Gewicht und Funktion adeliger Erinnerung und Vergangenheitsorientierung.Drei Eckpunkte strukturieren den Zugriff: die Bedeutung des adligen Hauses, die Idee des Rittertums als übergreifendes Lebens- und Handlungsideal sowie das Verhältnis zum Fürsten als der Quelle von Ehre und Bedeutung. Beleuchtet werden diese grundlegenden Aspekte adeliger Existenz zum einen durch die Frage nach den jeweiligen Bedingungen und den Medien der Produktion von memoria innerhalb adliger Familienverbände, zum anderen durch die Untersuchung allgemeiner Ausdrucksformen des Verhältnisses des Adels zur Vergangenheit. So gliedert sich auch die Studie in zwei große Teile:Im ersten Teil stehen die Selbstentwürfe verschiedener hochadeliger Häuser Deutschlands, Frankreichs und der Niederlande im Blickpunkt. Es wird gefragt, wie diese ›ersten Familien‹ ihre Vergangenheit imaginierten und instrumentalisierten, wie sie auf unterschiedliche Herausforderungen reagierten. Im zweiten Teil werden die Manifestationsformen par excellence adeliger Vergangenheitsorientierung betrachtet: Die ritterlichen Orden und Turniere bzw. ihr Gestalt- und Funktionswandel. In Orden, Turnieren und auch in den ›ersten Familien‹ werden dabei etliche ›letzte Ritter‹ dingfest gemacht. Es schließt sich ein Blick an auf jenen keineswegs nur ›bürgerlichen‹ Verfallsdiskurs, der sich auf den Adel in besonderer Intensität im 18. Jahrhundert richtete. Auf diesen Wegen soll das Verhältnis des Adels zu seiner Vergangenheit bestimmt werden und damit letztlich zu sich selbst.Zugrunde liegt hierfür eine Perspektive der »langen Dauer«, vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Um vergleichende Aufschlüsse zu ermöglichen, wird die im frühneuzeitlichen Europa in jeder Hinsicht zentrale und maßstabsetzende französische Adelskultur neben die deutsche und die niederländische gestellt und so auch die Verschränkungen dieser drei großen europäischen Adelslandschaften sichtbar gemacht. Als zentraler Vergangenheits- bzw. Erinnerungsbezug gehört zu diesen Verschränkungen etwa das Erbe der Burgunder, d.h. der Valois-Herzöge von Burgund und ihrer chevaleresk akzentuierten Hofkultur.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen