Kolluviale Verfüllungen unterhalb der linienbandkeramischen Siedlung Niederhummel im Landkreis Freising
Final Report Abstract
Seit längerem sind auf einem Lößrücken bei Niederhummel im südbayerischen Landkreis Freising Siedlungsbefunde der ältesten Linienbandkeramik bekannt. Das zwischen den beiden alpinen Flüssen Isar und Amper gelegene Areal ist eine der ältesten Siedlungsflächen Bayerns. Archäologische Grabungen in den Jahren 1990 und 2007 bestätigen die zeitliche Einordnung der Siedlung auf ca. 5400 - 5300 BC. Erste eigene magnetische Prospektionen sowie begleitende bodenkundliche Kartierungen belegen eine starke Erosionsgefährdung des Siedlungsareals, was mit archäologischen Grabungsbefunden einhergeht. Im Zuge der Projektarbeiten wurde eine kolluvial verfüllte Rinne in ihrem Verlauf mittels Multielektroden Geoelektrik prospektiert und mehrfach am tiefsten Punkt abgebohrt. Feld- und Laborbefunde belegen die kolluviale Genese der Verfüllung, die überwiegend aus den Erosionsprodukten einer Parabraunerde aus Löß besteht. Erste Radiokohlenstoffdatierungen von Holzkohleflittern zeigen in einem Fall ein Alter der ältesten Linienbandkeramik an. Parallel dazu ergeben allerdings die mittels OSL erarbeiteten Ablagerungsalter der Kolluvien durchwegs jüngere Alter, ausgehend vom Endneolithikum (5,51±0,94 ka) bis hin zum Übergang Spätlatènezeit/Römerzeit (2,17±0.31 ka). Die OSL-Alter belegen eine intensive agrarwirtschaftliche Nutzung im Umfeld der Rinne über mehrere tausende Jahre hinweg. Die vermuteten Kolluvien aus der Anfangszeit des Ackerbaus vor Ort ließen sich allerdings im Geoarchiv nicht erschließen. Daher ist davon auszugehen, dass in jener Zeit entweder (i) agrartechnisch kaum kolluviale Sedimente produziert wurden, oder (ii) Kolluvien der ersten Siedlungsphase der ältesten Linienbandkeramik zunächst in kleinen Depressionen am Hang zwischengespeichert wurden und erst im Anschluss während nachfolgender intensiverer Nutzungsphasen bis in die Rinne transportiert wurden. Ziel der als Pilotantrag konzipierten Forschungsarbeit war es, Kolluvien, welche in einer ersten Vorbohrung 2010 in einer seichten Rinnenstruktur aufgefunden wurden, in ihrer Verbreitung genauer zu erfassen, darzustellen und zeitlich einzuordnen. Dieses Ziel wurde klar erreicht. Das untersuchte Geoarchiv ist sicherlich geeignet im Zuge eines größeren Projekts nochmals detaillierter untersucht zu werden.