Erfahrungsraum Kino
Final Report Abstract
Das Projekt „Erfahrungsraum Kino“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Umbrüche des Wahrnehmungsdispositivs der Filmerfahrung in Bezug auf den architektonischen und sozialen Ort des Kinos in multidisziplinärer Hinsicht zu untersuchen. Durch insgesamt sechs Treffen an unterschiedlichen universitären Standorten im Inland (Leipzig, Hamburg, Konstanz, Bochum, Siegen) und Ausland (Zürich) wurde ein Vorstoß gemacht, das Feld der international bereits als „Screen Studies“ etablierten Wissenschaft der Erforschung des Mediums Kino auch im deutschsprachigen Raum voranzutreiben. Den insgesamt zehn WissenschaftlerInnen ging es dabei sowohl um grundlegende Begriffe und Modalitäten der Kinoerfahrung, die durch das Besondere der Kinosituation (dunkler Raum, Sinnesüberwältigung, Ausnahmecharakter) bedingt ist, wie auch um Ästhetik und Wissensvermittlung im Raum des Kinos (also auch um die Inhalte und Machart der Filme) sowie zuletzt um den historischen Wandel des Ortes als Abspielstätte von Filmkopien zu einer digitalen Multimedia-Architektur, die zunehmend zu einer Herausforderung oder sogar Auflösung der Kinoerfahrung beitragen (andere Inhalte erobern den Ort, zugleich werden auch andere Orte wie Uni-Hörsäle oder Restaurants kinoähnlich). Ein Teil des Projekts bestand in der theoretisch-wissenschaftlichen Durchdringung des Themas (Vorträge, Symposien, Gesprächsrunden, eine Abschlusstagung sowie zwei Publikationen), ein weiter wichtiger Teil bestand in der Anbindung an die lokalen örtlichen Institutionen des Kinos (Aufsuchen von Abspielstätten, Rundgänge und Führungen zur Kinokultur an den einzelnen Orten) und in der Vernetzung mit Kinoorganisationen und Dachverbänden. Zuletzt war es für das Forschernetzwerk „Erfahrungsraum Kino“ von Bedeutung, die schon seit etwa zwanzig Jahren durch Wissenschaftler wie Melvyn Stokes in England, Richard Maltby in Amerika, Robert C. Allen in Australien sowie Francesco Casetti in Italien betriebenen „Screen Studies“ als ein Forschungszweig der Medien-/Filmwissenschaft auch durch einen deutschsprachigen Input zu bereichern und ergänzen. Dabei hat sich besonders die Abschlusstagung an der Universität Hamburg als eine sinnvolle Maßnahme erwiesen, da hier erstmals ein persönlicher Austausch über Forschungsergebnisse – auch größerer Projekte aus London (Stokes) und Hamburg (zum NS-Kino: Harro Segeberg) – stattgefunden hat, der zu einer personellen und ideellen Vernetzung der Beteiligten beigetragen hat.
Publications
- Erfahrungsraum Kino. Marburg: Schüren 2013. 978-3-89472-656-0
Von Keitz, Ursula, Marcus Stiglegger
- „Der Erfahrungsraum Kino im digitalen Zeitalter. Herausforderungen des Dispositivs Kino zwischen medialer Konkurrenz und sozialer Nutzungspraxis“. In: Rabbit Eye – Zeitschrift für Filmforschung 2013 (ISSN 2192- 5445), Nr. 5, S. 71-85
Mundhenke, Florian
- Kinoerfahrungen: Theorien, Geschichte, Perspektiven (Buch dokumentiert Beiträge zu der internationalen Tagung „The Cinematic Space – Experience, Knowledge, Technology“, 2014 Uni Hamburg) . Berlin: AVINUS Academia, 2018
Mundhenke, Florian, Thomas Weber (eds.)