Experimentallabor
Final Report Abstract
Das Karlsruher Decision und Design Labor (KD²Lab) ermöglicht mit seinen 40 schallisolierten und klimatisierten Laborkabinen, 40 vernetzten Computern und zahlreichen Messgeräten zur Erfassung physiologischer Parameter (z.B. EKG, SC, ACC, EMG, EEG, NIRS mobile und stationäre Eye-Tracking-Geräte sowie Equipment zur Aufzeichnung von Video- und Audiodaten) die Durchführung von interdisziplinären, experimentellen Studien in großem Umfang. Alleine in den ersten drei Jahren seit Inbetriebnahme wurden im KD²Lab Experimente mit mehr als 14.000 TeilnehmerInnen durchgeführt. Die am Labor beteiligen ForscherInnen aus unterschiedlichen Fachgebieten, wie Betriebswirtschaftslehre, Informatik, Ingenieurswesen, Psychologie, Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik erforschen in zahlreichen Studien unterschiedliche Sachverhalte und setzen hierfür teilweise Eye-Tracking und/oder die oben genannten Physiomessgeräte ein. Um selbst subtile kognitive und emotionale Prozesse in neurophysiologischen Experimenten mit hohem Grad an Interaktion systematisch untersuchen zu können, wurde mit Hilfe des wissenschaftlichen „Design Science“ Ansatzes eine eigene Java-basierte Experimentalsoftware „Brownie“ entwickelt und evaluiert. Diese sorgt beispielsweise dafür, Eingabesignale von unterschiedlichen Messgeräten zu synchronisieren und wurde bereits in zahlreichen Experimenten eingesetzt. So wurden mit Hilfe der neurophysiologischen Messsensoren, verschiedene Messverfahren zur Emotionsforschung evaluiert und weiterentwickelt. Weitere Ergebnisse zeigen, dass das Erleben so genannter Flow Zustände von intensiven Reduktionen der Herzratenvariabilität und konstanter frontaler Gehirnstromaktivität (EEG) begleitet wird. Im Marketing wird der Einfluss von Kooperation auf Innovation erforscht. Hier zeigt sich, dass es einen U-förmigen Zusammenhang gibt, sodass entweder eine stark kooperative oder eine stark unkooperative Teamstruktur die innovativsten Ideen zur Folge hat. Im Bereich des Designs wird beispielsweise am Lehrstuhl für Gerätekonstruktion und Maschinenelemente mit Hilfe der mobilen Eye-Tracker untersucht, wie Produktdesigner Gestaltungsentwürfe analysieren. Im Bereich der Wirtschaftsinformatik wird erforscht, wie Computeragenten, die sich per Sprache mit den Benutzern unterhalten (sogenannte Konversationsagenten) menschenähnlich gestaltet werden können und wie dies auf BenutzerInnen wirkt. Ein Experiment mit Konversationsagenten konnte zum Beispiel zeigen, dass sich die Antwortgeschwindigkeit auf die Wahrnehmung der sozialen Präsenz auswirkt. Im Rahmen volkswirtschaftlicher Experimente wurden Themen wie Auktionen, Wahlprozesse und ethisches Verhalten untersucht. Die Auktionsexperimente analysierten u.a. theoretisch sowie experimentell den Effekt nicht-bindender Zuschläge in Auktionen für verschiedene Auktionsformen. Dabei wurde die theoretische Vorhersage der Gültigkeit des Revenue-Equivalence-Theorems für Auktionen mit bindenden und nichtbindenden Zuschlägen im Experiment nachgewiesen. In einer Studie über Abstimmungen von Budgetallokationen wurde das Wahlverhalten in kleinen Gruppen untersucht. Es zeigt sich, dass bei Anwendung der Durchschnittsregel das Nash-Gleichgewicht gespielt wird, bei dem Teilnehmende versuchen das Ergebnis zu beeinflussen. Bei medianbasierten Abstimmungsregeln sind die Verhaltensmuster gemischt, was Vorhersagen erschwert. In einer Reihe von Experimenten mit dem Fokus auf soziales Verhalten wurde untersucht, wie sich Distanz, Erfahrung und Gier auf die finanzielle Hilfsbereitschaft auswirken. Die mit insgesamt 820 Probanden durchgeführten Studien zeigen, dass die physische Distanz zwischen den Hilfsbedürftigen und den Helfenden einen signifikanten Einfluss auf die Hilfsbereitschaft hat. Weiterhin zeigt sich in diesem Zusammenhang, dass Frauen sozialer agieren als Männer. In all diesen exemplarischen Beiträgen spielt das KD²Lab eine herausragende Rolle. Insbesondere die Größe und Professionalität des Labors macht es möglich, schnell große Stichproben zu erheben. Zudem stößt das Labor bei den Studierenden auf sehr hohe Resonanz, so dass der Pool an potenziellen Teilnehmern mit über 2500 Probanden sehr groß ist. Dies erleichtert die Durchführung von Studien in besonderem Maße.
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