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Determinants of Cognitive Development in Deprived Environments: Evidence from the West Bank

Fachliche Zuordnung Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung Förderung von 2012 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 203125489
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Palästina ist eine Region, die seit Jahrzehnten von Armut, Gewalt, Konflikten, politischer Instabilität und anderen widrigen Lebensbedingungen betroffen ist. In dieser Umwelt sind Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung mit erheblichen Problemen konfrontiert, darunter Stressoren, die kontextabhängig über Armut und schwache Institutionen hinausgehen und insbesondere durch wiederkehrende physische Gewalt und psychische Belastung sowie Eingriffe in individuelle Rechte gekennzeichnet sind. Über die mittel- bis langfristigen Folgen des verminderten Zugangs zu Nahrungsmitteln, Wasser und Energie, des Zusammenbruchs regionaler Arbeitsmärkte, sowie der unmittelbaren Gewalterfahrung im Kontext des palästinensisch-israelischen Konflikts für die Entwicklung von Kindern in der Westbank war bisher wenig bekannt. Der vorliegende Projekt zielte darauf ab, diese Folgen zu untersuchen und damit wissenschaftlich zu einer wachsenden ökonomischen Literatur zu langfristigen Auswirkungen frühkindlicher Erfahrungen beizutragen. Die jüngere Forschung in den Bereichen Bildungs-, Gesundheitsund Entwicklungsökonomik hat insbesondere die wichtige Rolle der Gesundheit in Kindheit und Jugend für die kognitive und nicht-kognitive Entwicklung des Menschen herausgearbeitet. Insbesondere die Zweite Intifada mit ihrer regionalen und zeitlichen Variation in der Konfliktintensität sollte dabei als Quelle exogener Variation in der frühkindlichen Umwelt dienen und so die Anwendung moderner ökonometrischer Identifikationsmethoden erlauben. In der ersten Förderphase wurden durch eine interdisziplinäre Projektgruppe von Ökonomen, Kognitionswissenschaftlern und Public Health Forschern eigens im Westjordanland umfangreiche Daten von 6.000 Kindern im Alter zwischen 11 und 15 Jahren erhoben. Diese Daten wurden in der zweiten Projektphase ausgewertet, um sowohl die direkte Auswirkung von körperlicher und psychischer Gesundheit auf die kognitive Entwicklung (“Selbstproduktivität”) als auch die indirekte Wirkung über die Wirksamkeit der Schulbildung (“dynamische Komplementarität”) zu untersuchen. Die Feldarbeit fand im wesentlichen im Mai/Juni 2013 statt und wurde unter Beteiligung des Palästinensischen Bildungsministeriums in Ramallah durchgeführt. Insgesamt hat das Bildungsministerium bzw. seine Mitarbeiter diesen wichtigen Teil des Projekts mit großer Sorgfalt und Professionalität durchgeführt. In der zweiten Förderphase stand die inhaltliche Auswertung der Daten im Vordergrund der Arbeiten. Dabei konnten sowohl in inhaltlicher als auch in methodischer Hinsicht neue und für die weitere Forschung – insbesondere im Bereich der Konfliktliteratur – relevante Erkenntnisse hervorgebracht werden. Eine wichtige methodische Erkenntnis bestand darin, dass die Selbstangaben von Kindern über kontemporäre Konflikterfahrung, zumindest im Kontext des palästinensisch-israelischen Konflikts, nicht valide sind, die retrospektiven Selbstberichte der Eltern dagegen schon, so dass sich die weiteren Arbeiten im wesentlichen auf die Angaben der Eltern über Konflikterfahrung während der Zweiten Intifada konzentrieren mussten. Zentrales inhaltliches Ergebnis des Projekts ist der Befund, dass traumatisierende Erlebnisse in der frühen Kindheit (hier: während der Zweiten Intifada) negative Auswirkungen auf den schulischen Erfolg haben. Neu ist dabei, dass nach bestem Wissen erstmals in der Konfliktliteratur Erkenntnisse über ganz bestimmte, wichtige kausale Mechanismen gewonnen werden konnten. Im Einklang mit der jüngeren ökonomischen Literatur wurde zwischen kognitiven und nicht-kognitiven Fähigkeiten unterschieden. Die Analyse der erhobenen Daten erbrachte relativ eindeutig, dass der kausale Pfad von der Konflikterfahrung zu den schlechten Schulnoten fast ausschließlich über nicht-kognitive Fähigkeiten, insbesondere über Verhaltensauffälligkeiten (sogenannte externalisierende Probleme) läuft. Intelligenz oder internalisierende (emotionale) Probleme liegen nicht auf dem von uns ermittelten kausalen Pfad. Gezielte Interventionen zur Milderung von Konfliktfolgen für Kinder sollten daher an den externalisierenden Problemen ansetzen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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