Phylogeny, functional morphology, and palaeoecology of basal Hippuritida (Bivalvia) from the Tithonian (Upper Jurassic) of central Europe.
Final Report Abstract
Der Ernstbrunner Kalk wurde im obersten Jura und der basalen Kreide auf der Ernstbrunn-Pavlov Carbonate Platform am Südrand der Böhmischen Masse abgelagert. Teile davon treten infolge alpiner Deckentektonik heute als Klippen in Österreich und Tschechien zu Tage. Entgegen bisheriger Vorstellungen handelt es sich jedoch nur zum kleinen Teil um fossilreiche Lagunensedimente. Ein Großteil der Kalke besteht aus Oolith-Barren und Oolith-Schüttungen mit fließendem Übergang zu flankierenden klastischen Sedimenten. Ein Hauptbestandteil der Flachwasserfauna sind zementierende Muscheln aus der Gruppe der Rudisten (Hippuritida). Es handelt sich dabei nicht, wie bisher angenommen, um Diceratidae. Diese sind nur sehr untergeordnet mit der kleinen Art Valletia antiqua Favre vertreten. Das Gros der Individuen ist den Epidiceratidae mit den Arten Heterodiceras lucii Defrance und Epidiceras speciosum (Münster) zuzuordnen. Daneben sind die Requieniidae mit Matheronia romani (Paquier) vertreten. Die Epidiceratidae, obwohl eigentlich nicht Vorfahren der riffbildenden Kreide- Rudisten, bauten metergroße Fleckenriffe in der Ernstbrunner Lagune. Von den hochdiversen benachbarten Lebensräumen in der Lagune unterscheiden sich die Epidiceraten-Riffe durch eine auffallend niedrige Biodiversität, die auch vielen kreidezeitlichen Rudisten-Riffen eigen ist. Erste Auswertungen zeigen, dass etwas mehr als 30 % des Gesamtvolumens der entsprechenden Gesteine von Epidiceraten gebildeten werden. Fast 70 % des Volumens bestehen aus verfestigtem Kalkschlamm, während auf andere Fossilien (Riffbewohner) weniger als 2 % entfallen. Auffällig ist außerdem, dass lebende Epidiceraten kaum angebohrt oder bewachsen waren. Lediglich Artgenossen oder andere Rudisten wurden geduldet. Ein aktiver, biochemischer Schutz vor Besiedlung und Anbohrung wird angenommen, kann aber bislang nicht belegt werden. Die Pachyrismatidae, lange als potentielle Vorläufer der Rudisten gehandelt, implizieren derzeit Vertreter zweier stark unterschiedlicher Gruppen. Eine phylogenetische Analyse soll helfen diese Teilung auch taxonomisch und systematisch zu vollziehen, und die Verwandtschaftsverhältnisse der echten Pachyrismatidae zu klären. Unter den weiteren Bewohnern der Ernstbrunner Lagunen fällt die Schnecke Leviathania gigantea (Makowsky) durch ihre Größe und Häufigkeit auf. Als Vertreter der neu aufgestellten, in Oberjura und Unterkreide der Tethys weit verbreiteten Familie Leviathaniidae gehört sie zu den größten prä-känozoischen Gastropoden. Ihr zahlreiches Auftreten macht eine herbivore bis omnivore Ernährung wahrscheinlich. Trotz mehr als 150 Jahren Sammeltätigkeit steht die sedimentologisch-paläontologische Erforschung des Ernsbtrunner Kalkes noch am Anfang, und bietet Potential für weitere wissenschaftliche Entdeckungen.
Publications
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