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Biographisches Lexikon zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1871-1945, Teil 2: Sozialpolitiker in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus 1919-1945

Fachliche Zuordnung Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung Förderung von 2011 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 200746490
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In einem Projekt sozialwissenschaftlicher Grundlagenforschung konnten 237 Biographien bedeutsamer Gestalter der deutschen Sozialpolitik der Weimarer und der NS-Zeit aus den Bereichen Ministerialbürokratie, Politik/Parlamente, Vereine und Verbände, Kommunal- und Fürsorgewesen, Gewerkschaften, NS-Organisationen sowie Experten aus anderen Bereichen nach formalen Kriterien der Beteiligung an der Entwicklung des Sozialrechts und ihrer institutionellen Verankerung recherchiert und zusammengestellt werden. Wesentliches Gewicht wurde dabei auf die Ministerialbürokratie gelegt, die insbesondere im RAM zum Garanten der Kontinuität und Fortschreibung tradierter sozialrechtlicher Regelungen auch nach 1933 wurde. Eine erste Auswertung der Biographiesammlung sowie der leitenden Ministerialbeamen des RAM macht einerseits einen umfänglichen personalpolitischen Neuanfang nach 1918 deutlich, der angesichts neuer, großer sozialpolitischer Herausforderungen unumgänglich war. Andererseits wird die Dimension fortgesetzter Karrieren nach 1933 erkennbar. Die NSDAP verfügte vor wie nach 1933 kaum über sozialpolitischen Sachverstand und blieb bis 1945 auf Experten angewiesen, die ihre Qualifikation in der komplexen, verflochtenen Sozialrechtsentwicklung der Weimarer Republik erlangt hatten. Das biologistische Elitedenken, die NS-Führerideologie, stieß hier unmittelbar auf nicht überwindbare fachliche wie organisatorische Grenzen. Sozialpolitische Funktionseliten der Weimarer Zeit konnten vor diesem Hintergrund nur in einem Ausmaß abgesetzt werden, das die Aufrechterhaltung des Sozialsystems nicht gefährdete. Überraschend ist, dass das Regime dabei Experten in der Ministerialbürokratie duldete, die nach seinen eigenen rassistischen und politischen Kriterien auszugrenzen gewesen wären. Dieses Gesamtbild macht die Vereinigung der Biographien in einem einzigen, den Gesamtzeitraum umfassenden Band erforderlich, da sich personenbezogene keine klare Linie zwischen einer Weimarer und einer NS-Sozialpolitik ziehen lässt. Die Biographien sollen für sich sprechen: Es bleibt den Nutzern der Biographiesammlung überlassen, sich ein Bild über Dimensionen der Ausgrenzung, Verfolgung, Ermordung einerseits und der vielgestaltigen Schattierungen und Grauzonen der Kollaboration, Servilität, Konformität und „Renitenz“ zu machen und weiterführende Forschungen auf der Grundlage der mit dem Biolex vorgelegten Daten durchzuführen oder - auf diesen aufbauend - Anschlussprojekte zu konzipieren.

 
 

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