Neurobiologische Grundlagen sexueller Responsivität und Zusammenhänge mit sexueller Motivation
Final Report Abstract
In der ersten Förderperiode wurden erfolgreiche Vorarbeiten zur Auswahl geeigneten Stimulusmaterials und geeigneter Aufmerksamkeitsinterferenzaufgaben sowie die Entwicklung eines Fragebogens zur sexuellen Motivation durchgeführt. Diese Entwicklungen konnten in einem ersten fMRT-Experiment zu den Zusammenhängen sexueller Responsivität und sexueller Motivation eingesetzt werden. Hierbei zeigte sich, dass Männer und Frauen sich in der subjektiv berichteten sexuellen Motivation unterscheiden. Diese Geschlechtsunterschiede zeigten sich nicht oder nur minimal in der sexuellen Responsivität (Verhaltens- und hirnphysiologische Daten). Darüber hinaus konnten eindeutige Zusammenhänge zwischen sexueller Motivation und sexueller Responsivität nachgewiesen werden. Diese zeigten sich ebenso für die erfassten Verhaltens- wie auch hirnphysiologischen Daten. In der zweiten Förderperiode konnten wir die so gesammelten Erfahrungen erweitern und auf weiterführende Fragestellungen anwenden. Es konnte zum einen die gute Stabilität der Konstrukte sexueller Motivation und sexuelle Responsivität nachgewiesen werden. Zum anderen erfolgte die Erprobung der entwickelten Verfahren an einer Stichprobe, die abweichendes Sexualverhalten (sexuelle Sucht) berichtet. Es konnte gezeigt werden, dass diese Stichprobe sich von altersgematchten Kontrollen sowohl hinsichtlich subjektiv berichteter sexueller Motivation als auch sexueller Responsivität auf hirnphysiologischer Ebene unterscheidet. Es lässt sich also festhalten, dass deutliche Zusammenhänge zwischen der sexuellen Motivation und sexueller Responsivität bei Männern und Frauen bestehen. Beide Konstrukte weisen sowohl zeitstabile als auch fluktuierende Varianzanteile auf. Richtungsweisend für weitere Arbeiten sind die Veränderungen in der sexuellen Responsivität in einer Gruppe von Männern, die sich als sexsüchtig bezeichnen. Diese Männer berichten von einem unkontrollierten Pornokonsum von mehreren Stunden am Tag, was zu großem Leid und Hilflosigkeit führt, da der Konsum in der Regel sowohl zu Problemen im Arbeitsbereich, als auch in Beziehungen führt. Die bisherigen Ergebnisse und zukünftige Arbeiten werden dabei helfen, zu entscheiden, ob diese Symptomatik als Verhaltenssucht, Impulskontrollstörung, Zwangsstörung oder als Hypersexualität eingeordnet werden muss.
Publications
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