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Der Stamm der Sarbagit - eine kirgisische Stammes-Chronik nach dem 1991 beendeten Manuskript von Japar Kenciev

Subject Area Islamic Studies, Arabian Studies, Semitic Studies
Term from 2010 to 2013
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 191660359
 
Final Report Year 2013

Final Report Abstract

Als ein Beitrag zur oral-history Forschung hat Gundula Salk mit diesem Projekt ein methodisches Konzept für die Studie einer Sandschyra entwickelt. Sie zeigt, welcher lnformationsgehalt aus dieser informellen Geschichtsdarstellung zu erzielen ist. Die Ergebnisse betreffen sowohl die Moderne als auch den historischen Verlauf der Stammesformation. Areal und typologisch gesehen, dienen sie damit der Ethnologie, Soziologie und Politologie. Historisch gesehen, werden die Informationen der Orientalistik im Allgemeinen und der Turkologie im Besonderen zugutekommen. Hinsichtlich der Moderne wurde beginnend das Verhältnis zwischen den einzelnen Clans der Sarbagis sowie in ihrer Interaktion mit einigen benachbarten Stämmen (Bugu, Solto, Sayak) im 19. Jahrhundert zusammengestellt. Dies ist wichtig, um Divergenzen und Soldaritäten auch heute hinsichtlich politischer Konsequenzen in dieser problematischen Region beurteilen zu können. Anhand der Sandschyra wurde die traditionsreiche Rolle der Sarbagis dargestellt, ebenso aber auch ihre Schwächen durch interne Konflikte, den Abfall ihrer Bündnisgenossen und innere Divergenzen. Überraschenderweise hat das genealogische Memorat dann aber ein Fortbestehen dieser Herrschaftstradition, allerdings mit Lineage-Verschiebungen, bis 2005 gezeigt: Turdakun Usubaliev (1960-1985) entstammte zwar noch der prominenten Linie von Manap, jedoch gehört er keinem der drei großen Clans (Tinay, Esengul, FerikJi) an: und Askar Akaev (1991-2005) gehört zur Lineage eines kasachischen "Ziehsohnes" von Toko, ein anderer Ahn und Stammesbegründer im ,"Bunde der Brüderschaft". Dass auch dieser in einem kasachischen Umfeld zu sehen ist - seine "Ziehsöhne" sind von Kasachen oder aus deren unmittelbarer Nähe - zeugt von zweckorientierter ethnischen Durchlässigkeit. Manap, der Begründer der ,,heroisch-dynastischen" Linie, gehört mütterlicherseits in das Umfeld der Kalmak. Die eigentliche Stammesbegründung der Sarbagis konnte die Mitarbeiterin anhand der überlieferten Genealogien im recent past hypothetisch für Mitte/Ende des 17. Jahrhunderts bestimmt. Das kriegerische, heroische Milieu der Begründer und Erben dieser infolgedessen von ihr "heroisch-dynastisch" genannten Linien konnte jeweils anhand des Chronikats erfasst werden. Der floating gap umfasst den Zeitraum der genealogisch-aitiologischen Anpassung des Ethnonyms an die "Vorfahren" des Stammes und somit in das Organigramm des rechten Flügels. Da überlieferte genealogische Ebenen oft erstaunlich stabil sind - z.B. führt die Generationenkette der Sayak-Clans auf den "gemeinsamen Ahnen" Tagay ebenfalls ins ausgehende 16. Jahrhundert - dienen sie durchaus als Chronologie der Stammesgeschichte. Die dark ages der Sarbagis liegen aber bislang selbst aitiologisch im Dunkeln, obwohl sibirische Wurzeln zu vermuten sind. Die Ergebnisse der Studie werden in einer Monographie systematisch zusammengestellt und strukturiert dargestellt. In Anbetracht der wirtschaftspolitisch geringen Bedeutung der Republik Kirgizstan, wird der Interessentenkreis für die Studie begrenzt sein. Insofern ist verständlich, dass die westliche Forschung mit Studien zu den Kirgisen nicht überhäuft wird. In Kirgizstan selbst werden dezeit ältere Studien gesammelt und neu aufgelegt. Historiographische Schulliteratur wird einem kirgisischen Schwerpunkt entsprechend neu bearbeitet. Gerade deshalb ist zu erwarten, dass ein neuer Forschungsansatz als Baustein wahrgenommen wird, der dazu beiträgt, ein Bild von der kirgisischen Geschichte zu entwerfen.

Publications

  • Die Morphologie der Sarbagïš : zur Pragmatik der Konstruktion eines kirgisischen Stammes. Berlin : Schwarz, 2014
    Salk, Gundula
 
 

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