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Implikaturen und Diskursstruktur

Applicant Dr. Anton Benz
Subject Area General and Comparative Linguistics, Experimental Linguistics, Typology, Non-European Languages
Term from 2010 to 2014
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 190867608
 
Final Report Year 2014

Final Report Abstract

Ziel dieses Projektes war es, den Zusammenhang zwischen Diskursstruktur und konversationellen Implikaturen zu klären. Konversationelle Implikaturen sind Teil der kommunizierten Bedeutung einer Äußerung, werden aber nicht wörtlich ausgedrückt. Ein wichtiges Beispiel für konversationelle Implikaturen sind sogenannte Exhausitivitätsimplikaturen. Wenn z.B. jemand auf die Frage ‘Was hat Peter gegessen?’ antwortet ‘Er hat Birnen und Äpfel gegessen’, dann kommuniziert das, dass Peter nichts sonst gegessen hat. Diese Bedeutung geht über den wörtlich ausgedrückten Inhalt hinaus. Wie das Beispiel auch zeigt, ist diese Exhaustivitätsimplikatur abhängig von der Hintergrundfrage. Wenn die Frage gelautet hätte ‘Wer hat Birnen und Äpfel gegessen?’ wäre die gleiche Antwort anders interpretiert worden. Eine immer populärer werdende Idee in der Diskurstheorie besagt, dass diskursstrukturierende Fragen nicht nur im Dialog auftreten, sondern dass Texte ganz allgemein Antworten auf implizite oder explizite Hintergrundfragen liefern. Dieser Ansatz war für dieses Projekt der zentrale Ausgangspunkt, um die Wechselwirkung zwischen Diskursstruktur und Implikaturen zu erklären. Die Hintergrundfragen ersetzen dabei die kohärenzstiftenden Sinnrelation zwischen Äußerungssegmenten, wie sie z.B. von rhetorischen Strukturtheorien postuliert werden. Da dieser Ansatz neu war, bestand ein Projektziel darin, eine fragebasierte Theorie der Diskursstruturierung in der benötigten Genauigkeit überhaupt erst zu entwickeln. Die Abhängigkeit konversationeller Implikaturen von Hintergrundfragen und der übergeordneten Diskursstruktur war vorher noch kaum untersucht worden. In einer ganzen Reihe von Veröffentlichungen wurden verschiedene Diskursrelationen durch zugrunde liegende Hintergrundfragen charakterisiert. Zum Beispiel kann die Relation ELABORATION durch eine einfache Wh-Frage charakterisiert werden, während eine CORRECTION-Relation sowohl eine Wh-Frage, als auch eine sogenannte Wer–Ob-Frage zugrunde liegen hat. Andere untersuchte Relationen sind z.B. die allgemeine CONTRAST-Relation, sowie NARRATION und die Subordinierungsrelation zwischen Diskurssegmenten. Ein besonderer Schwerpunkt bei der Untersuchung von Implikaturen waren die erwähnten Exhaustivitätsimplikaturen, für die sich ganz klare Diskursabhängigkeiten nachweisen ließen. Die dritte große Aufgabe neben der Entwicklung der fragebasierten Theorie der Diskursstrukturierung und der daraus abgeleiteten Theorie der Interaktion mit konversationellen Implikaturen, bestand in der Absicherung der Theorien durch begleitende empirische Untersuchungen. Hier zeigte sich schnell, dass wir über die ursprünglich vorgesehenen Korpusuntersuchungen hinaus vor allem experimentelle Untersuchungen durchführen mussten. In den Experimenten konnte erfolgreich gezeigt werden, dass Exhaustivitätsimplikaturen nicht nur auf Satzebene inferiert werden, sondern auch auf der übergeordneten Diskursebene. Das konnte nachgewiesen werden, indem man elaborierende Äußerungen mit einer übergeordneten Hintergrundfrage und subordinierten Teilfragen betrachtet hat (Was hat Klaus gegessen? — Wie viele Bananen hat er gegessen? Wie viele Äpfel hat er gegessen? ...).

Publications

  • 2011. Discourse relations and relevance implicatures: a case study. In N. Bezhanishvili et al. (eds.): Logic, Language, and Computation. LNAI 6618, 182-196. Heidelberg: Springer
    Benz, Anton & Fabienne Salfner
  • 2012. Correction by adversative and additive markers. Lingua 122, 1899-1918
    Jasinskaja, Katja
  • 2012. Through narrative planning towards the preverbal message: A DRT-based approach. In A. Benz, M. Stede & P. Kühnlein (eds.), Constraints in Discourse 3: Representing and inferring discourse structure, 45-76. Amsterdam: John Benjamins
    Jasinskaja, Katja & Antje Rossdeutscher
  • 2013. Corrective Elaboration. Lingua 132. 51-66
    Jasinskaja, Katja
  • 2013. Discourse Structuring Questions and Scalar Implicatures. In G. Bezhanishvili et al. (eds.): Logic, Language, and Computation. LNCS 7758, 35-50. Berlin: Springer
    Benz, Anton & Fabienne Salfner
  • Information Structure in Slavic. In C. Fèry & S. Ishihara. Handbook of Information Structure. Oxford University Press, 2016. 22 S.
    Jasinskaja, Katja
 
 

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