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Entwicklung und Untersuchung der statistischen Eigenschaften eines Walkability-Index zur Erfassung der Bewegungsmöglichkeiten in der Lebensumwelt von Kindern

Antragstellerin Professorin Dr. Iris Pigeot
Fachliche Zuordnung Epidemiologie und Medizinische Biometrie/Statistik
Förderung Förderung von 2010 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 190553994
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Urbane Maße des Walkability Konzeptes, wie Einwohnerdichte, Landnutzungsmischung und die Konnektivität von Fußwegen, zeigen einen Einfluss auf das Bewegungsverhalten von Anwohnern bzw. leichte körperliche Aktivität durch häufigeres Zu-Fuß-Gehen und können genutzt werden, um nicht bewegungsfördernde Quartiere zu identifizieren und zu optimieren. Dabei beziehen sich die bisherigen Untersuchungen auf das Bewegungsverhalten von Erwachsenen und nutzen zum Teil einfache Methoden zur räumlichen Modellierung der Urbanen Charakteristika und zur Schätzung von urbanen Maßen. Ziel des Projektes war die Anpassung und Erweiterung des Walkability Konzeptes zur Erfassung von bewegungsfördernden Charakteristika in europäischen Regionen der IDEFICS-Studie (Identification and prevention of dietary- and lifestyle-induced health effects in children and infants). Geostatistische Methoden zur Messung von quantitativen und qualitativen Charakteristika der urbanen Nachbarschaft von Kindern wurden anhand des berichteten und objektiven Bewegungsverhaltens und weiterer Angaben von 2 bis 9-jährigen Kindern, die an der IDEFICS-Studie teilgenommen haben, bewertet und in Studienregionen aus drei Ländern, Deutschland, Italien und Schweden, eingesetzt. Auf Basis von individuellen Nachbarschaften, die abhängig vom Fußwegenetzwerk implementiert wurden, konnten urbane Maße über adaptive Kerndichteschätzer berechnet werden, um z.B. die Verfügbarkeit von öffentlichen Freiräumen zu erfassen. Der Walkability Index wurde mit Blick auf das Bewegungsverhalten von Kindern durch die Verfügbarkeit von öffentlichen Freiflächen zu einem so genannten Moveability Index erweitert und in den Regionen der IDEFICS-Studie eingesetzt. In ersten Untersuchungen in der deutschen Region, Delmenhorst, zeigte sich ein positiver Einfluss der urbanen Umgebung auf das Bewegungsverhalten von Kindern, insbesondere durch die Verfügbarkeit von öffentlichen Freiflächen. Anhand von Querschnittsdaten aus einer Region der IDEFICS-Studie zeigte im Vergleich vor allem die Verfügbarkeit von Parks und Spielplätzen, die sowohl getrennt als auch kombiniert betrachtet wurden, einen positiven Einfluss auf moderate bis intensive körperliche Aktivität (moderate to vigorous physical activity, MVPA) von Kindern. Dabei wurde deutlich, dass netzwerkabhängige Nachbarschaften basierend auf Distanzen von 1.000 m und 1.250 m durchaus die Nachbarschaft von Kindern widerspiegeln und die Modellierung einer zweidimensionalen Bandweite für die Kerndichteschätzung der Intensität bzw. der Verfügbarkeit von urbanen Charakteristika bei zusätzlicher Adjustierung durch die Einwohnerdichte anderen Schätzmethoden überlegen ist. Des Weiteren wurden räumliche Interpolationsmethoden, wie das Kriging, verwendet, um qualitative Merkmale von öffentlichen Freiflächen in der Studienregion zu verallgemeinern und als Komponenten in den Index einzubinden. Insgesamt zeigte sich, dass die Verfügbarkeit von gestalteten öffentlichen Freiflächen in Wohnquartieren das Bewegungsverhalten von Kindern positiv beeinflussen kann, was durch die Betrachtung qualitativer Merkmale bestätigt werden konnte. Dabei können jedoch subjektive Sicherheitsbedenken der Eltern einen wesentlichen Einfluss auf das Bewegungsverhalten bzw. den Bewegungsradius der Kinder haben und deren körperliche Aktivität stark einschränken. Die Anwendung des Index in größeren urbanen Gebieten wird es ermöglichen, Quartiere hinsichtlich ihrer Bewegungsförderung zu bewerten und Empfehlungen für Stadtplaner und Akteure der Gesundheitsförderung zu geben.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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