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Governing 'new social risks': The case of recent child policies in European welfare states

Subject Area Empirical Social Research
Term from 2011 to 2014
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 188136256
 
In vielen europäischen Wohlfahrtsstaaten stehen heute Kinder und Eltern im Mittelpunkt öffentlicher Debatten über „neue soziale Risiken" und notwendig „neue" sozialpolitische Interventionsformen. Eingebunden in Prozesse wechselseitigen Lernens stimmen Politik und politiknahe Eliten, auch der UNICEF, OECD oder der EU, zunehmend darin überein, was den Kern dieser Risiken ausmacht. Sie haben Vorschläge für Maßnahmen entwickelt, die Kinder besser schützen, das Potential der Kinder „aktivieren", ihre Lebensqualität (well-being) und die Chancengleichheit gewährleisten sollen. Der Staat wird dabei gegenüber Kindern und ihren Eltern auf eine neue, in manchen Ländern erneute, Weise zum Interventions- bzw. Präventionsstaat, um Risiken der Armut, auch den Risiken, die das Handeln der Eltern für Kinder birgt, möglichst frühzeitig zu begegnen. Von Eltern wird eine erstklassige Erziehung, Versorgung und Betreuung ihrer Kinder erwarten, dennoch wird ihnen heute offen unterstellt, diesen Erwartungen nicht ausreichend zu genügen. Im Interesse des Kindeswohls sollen Gerichte, Behörden und deren Mitarbeiter Maßnahmen gegenüber Familien schon dann ergreifen, wenn Risiken für Kinder möglich, nicht mehr nur wahrscheinlich sind. Öffentliche Diskurse und ,evidenzbasierte' Interventionen zur Vermeidung kindlicher Risiken haben die Grenze zwischen der „privat-familialen" und der „öffentlichen Sphäre" neu gezogen. Im Mittelpunkt der Forschung steht die Frage, ob sich Logik und Praxis kindzentrierter Politiken in Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und Schweden annähern oder nach wie vor abweichen. Zwei Sachverhalte bilden den Hintergrund der Frage: zum einen dass sich die Länder in ihrer Familienpolitik und in den Institutionen unterscheiden; zum anderen, dass sie Politik aus dem jeweiligen Ausland importieren und überhaupt international Konsens darüber besteht, was eine für Kinder und Eltern ,gute' Politik ausmacht. Während sich international die Inhalte der Debatten über "neue Risiken" und der Forderung nach "kindzentrierten sozialinvestiven Strategien" angleichen, fallen national die politischen Antworten auf die neuen Herausforderungen quantitativ wie qualitativ unterschiedlich aus. Solche Unterschiede werden meist auf „pfadabhängige" institutionelle Kontexte, „Volksmeinung" und Politikkulturen zurückgeführt. Diese detailliert zu analysieren ist eine wichtige Voraussetzung für wechselseitiges Politiklernen: solche eine Analyse verspricht unverzichtbare Einsichten in den Erfolg oder Misserfolg von Politiken „im Interesse von Kindern". ORA bietet die einmalige Gelegenheit, neue kindzentrierte Politiken in Ländern, die sich in ihrem familienpolitischen Regime unterscheiden, zu untersuchen: in Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und in Großbritannien. Die Studie wird darüber hinaus Schweden als Pionier kindzentrierter, sozialinvestiver Sozialpolitik so weit wie möglich in die Analyse einbeziehen. Wir wollen den Status von Kindern („öffentliches" oder „privates" Kind), Ideen ,guter' Elternschaft, den Einfluss von Experten auf Kinderpolitik und Zeitpunkt und Form des politischen Wandels vergleichend untersuchen. In jedem Land wird die Forschung auf verschiedenen empirischen Quellen und einem Methodenmix basieren: auf Überblicken über die jüngere Geschichte (evidenz-basierten) präventiver Maßnahmen; auf qualitativen Interviews mit relevanten Akteuren (der Mikro- und Meso-Ebene), die im Prozess des Agenda Settings, der Gestaltung politischer Maßnahmen, der Implementierung und Evaluation politischer Instrumente und Programme eine wichtige Rolle spielen; auf quantitativen Analysen von international vergleichenden Umfragedaten über veränderte Wahrnehmungen des Familienlebens, der Elternschaft, der Rolle des Staates und Gefühlen der (Un-) Sicherheit; sowie auf Dokumenten- und Diskursanalysen.
DFG Programme Research Grants
International Connection France, Netherlands
 
 

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