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Implizites vs. explizites Erinnern: Hirndynamik und neuronale Substrate beim Wiedererkennen emotionaler und neutraler Bildinhalte

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2010 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 179943800
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Viele im menschlichen Gehirn eingespeicherten Informationen werden nicht willentlich, sondern spontan erinnert. In dem durchgeführten Forschungsprojekt wurde mit Hilfe von EEG und fMRT die neuronale Verarbeitung von emotionalen und neutralen Bildinhalten in instruktionalen Kontexten untersucht, in denen entweder die Bilder intentional erinnert werden sollten (explizite Rekognitionsaufgabe) oder kein Gedächtnisabruf der Bilder gefordert worden war (Kategorisierungsaufgabe und passives Betrachten). Die Ergebnisse der EEG Studien zeigten, dass der Gedächtnisabruf mit einem zentro-parietalen Old/New Effekt (stärkere Positivierung für alte Bilder im Vergleich zu neuen Bildern) einherging, der sich in der expliziten Gruppe nicht zwischen emotionalen und neutralen Inhalten unterschied. Im Gegensatz dazu zeigte sich in den impliziten Bedingungen (Kategorisierung und Betrachten), dass nur emotionale Bilder einen Old/New Effekt erzeugten, neutrale Bilder hingegen nicht, was darauf hin deutet, dass emotionale Inhalte bevorzugt erinnert werden in Bedingungen, in der keine explizite Gedächtnissuche gefordert ist. In einer Folgestudie mit ausschliesslich neutralen Bildern wurde zudem beobachtet, dass Bilder mit neutralen Personen (aus Experiment 1), wenn sie mit anderen neutralen Kategorien (Objekten, Pflanzen) enkodiert worden sind, einen Old/New Effekt während des Abrufs zeigen, wenn sie passiv betrachtet werden. Dies spricht insgesamt dafür, dass Reize mit einer hohen Salienz (Bilder mit Personen oder emotionale Bilder) die Wahrscheinlichkeit des spontanen Erinnerns erhöhen, vermutlich da sie elaborierter enkodiert werden. Die Ergebnisse der fMRT Untersuchung weisen zusätzlich daraufhin, dass explizites und spontanes Erinnern durch ähnliche Gedächtnisnetzwerke vermittelt werden. Die Ergebnisse zeigten sowohl während des expliziten Erinnerns als auch während der Kategorisierungaufgabe erhöhte Aktivierungen im parietalen (z.B. Precuneus, Gyrus angularis) und frontalen Hirnregionen (z.B. Gyrus frontalis) für alte im Vergleich zu neuen Bildern. Dabei handelt es sich um Strukturen, die in früheren Studien dem Abruf episodischer Informationen zugeordnet wurden. Die EEG und fMRT Befunde liefern neue Erkenntnisse über spontanes Erinnern emotionaler Ereignisse und können klinische Implikationen haben für psychische Störungen, in denen intrusive Erinnerungen eine wichtige Rolle spielen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2011). Anticipatory anxiety and emotional memory. Psychophysiology, 48 (Suppl.), S49
    Weymar, M., Bradley, M.M., Hamm, A.O., & Lang, P.J.
  • (2012). Electrohysiological correlates of explicit and implicit recognition of natural scenes. Cognitive Neuroscience Society, Annual Meeting, E68
    Weymar, M., El-Hinnawi, N., Bradley, M.M.
  • (2012). Electrophysiological correlates of explicit and implicit recognition of natural scenes. Psychophysiology, 49 (Suppl.), S59
    Weymar, M., Bradley, M., El-Hinnawi, N., & Lang, P. J.
  • (2012). Neural activation and memory for natural scenes. Psychophysiology, 49 (Suppl.), S59
    Weymar, M., Bradley, M., Sege, C. T., & Lang, P. J.
  • (2012). Neural mechanisms of anticipation and perception. Psychophysiology, 49 (Suppl.), S59
    Sege, C. T., Bradley, M., Weymar, M., & Lang, P. J.
  • (2013). Brain activation when recognizing or categorizing old and new pictures. Cognitive Neuroscience Society, Annual Meeting, H92
    Weymar, M., Bradley, M, & Lang, P. J.
  • (2013). When fear forms memories: Brain potentials and threat anticipation during word recognition. Talk presented at the "Gehirn und Psychologie 2012".
    Weymar, M., Bradley, M.M., Hamm, A.O., & Lang, P.J.
  • (2013). When fear forms memories: Threat of shock and brain potentials during encoding and retrieval. Cortex. 49, 819-826
    Weymar, M., Bradley, M.M., Hamm, A.O., & Lang, P.J.
  • (2013). Whole brain fMRI during rapid serial visual presentation (RSVP): Emotion and hedonic content. Psychophysiology, 50 (Suppl.), S56
    Weymar, M., Bradley, M, & Lang, P. J.
 
 

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