Dendroökologische Untersuchungen subfossiler Moor-Kiefernwälder
Final Report Abstract
In den gemäßigten Klimabereichen mit positiver Wasserbilanz ist die Moorbildung und -entwicklung ein bedeutender Bestandteil der nacheiszeitlichen Landschaftsgenese. Im nordwestlichen Mittel- und Nordeuropa kommt dabei den Hochmooren, also jenen unabhängig vom Grundwasser entstandenen, niederschlagsgespeisten Mooren, eine besondere Bedeutung zu. Diese hydrologisch gesteuerte Landschaftsentwicklung hat einen starken wechselseitigen klimatischen und siedlungsgeschichtlichen Bezug. Die genaue zeitliche und räumliche Rekonstruktion der Moorentwicklung ist somit von wesentlichem wissenschaftlichem Interesse. Als Indikator für bestimmte Phasen der Moorentwicklung kann die Art der Bewaldung dienen, wobei die Kiefer den sauren / nährstoffarmen Übergangsbereich vom grundwasserabhängigen Niedermoor zum Hochmoor und Eichen in der Regel nährstoffreichere Standortbedingungen anzeigen. Ehemalige „Moorbäume“ sind in großer Zahl in Torfschichten erhalten. Sie stellen insofern ein einmaliges Umweltarchiv dar, als sie durch dendrochronologische Untersuchungen jahrgenau datierbar sind und somit exakte Zeitmarken zu früheren Umweltbedingen und -änderungen liefern. In unserem Forschungsprojekt haben wir über 5000 im Torf konservierte „Moor“-Kiefern und etwa 400 „Moor“-Eichen von über 100 Fundstellen in Niedersachsen dendrochronologisch untersucht, um a) zunächst einen Jahrringkalender der Kiefern wie für die bereits vor 35 Jahren untersuchten Mooreichen (ebenfalls DFG-gefördert) zu erstellen und b) durch die Baum-Datierungen exakte Zeitangaben zur Moorentwicklung zu gewinnen. Zur unabhängigen Stützung der Baum-Datierungen wurden über 100 Radiocarbondatierungen von Holzproben durchgeführt. Begleitende Untersuchungen der Torfprofile an den Fundorten, pollenanalytische Untersuchungen und eine mit archäologischen Methoden durchgeführte „Ausgrabung“ von Kiefern-Baumhorizonten lieferten detaillierte Informationen zur damaligen ökologischen Situation an ausgesuchten Fundstellen. Wir konnten unsere Ziele über Erwarten gut erreichen, da die untersuchten Fundorte unterschiedlich altes Baummaterial lieferten und es somit möglich wurde eine nahezu vollständige kalenderjahr-genaue Kiefern-Jahrringchronologie 6703 – 1165 v. Chr. sowie ältere (9000- 6700 v. Chr) und jüngere (1100-900 v. Chr.) radiocarbon-datierte Kiefern-Chronologien aufzubauen. Die Eichenchronologie, die als Grundlage für den Aufbau der Kiefernchronologie diente, konnte für den Zeitraum von 6069 bis 6628 v. Chr. verlängert werden. Die Kiefernbewaldung verlief typischerweise in zeitlich scharf begrenzten Phasen. Beginn und Ende der Waldphasen wurden nach unseren Befunden durch Dekaden-währende Veränderungen der Feuchtebedingungen gesteuert. Zeitliche Parallelen dieser Entwicklungen in unterschiedlichen Mooren legen die Vermutung klimatischer Veränderungen als Ursachen dieser Abläufe nahe. Innerhalb ausgesuchter größerer Moorgebiete (Gifhorner Moor, Totes Moor am Steinhuder Meer, Borsteler Moor und Moore der Dümmerniederung) konnte zudem die Dynamik der raum-zeitlichen Moorentwicklung in Abhängigkeit vom Relief des mineralischen Untergrundes und der damit im Zusammenhang stehenden Wasser- und Nährstoffversorgung rekonstruiert werden.
Publications
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