Wohlfahrtsstaatlichkeit im Wandel. Reformpolitik und sozialpolitischer Ideentransfer im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Teilprojekt „Alter, Pflege, Wohlfahrtsstaat. Gesellschaftliche Herausforderungen und sozialpolitische Bearbeitung in der Bundesrepublik Deutschland, Großbritannien und Italien" untersuchte die Wandelbarkeit von Wohlfahrtsstaaten am Beispiel der Herausbildung der Altenhilfe als neuem sozialpolitischen Handlungsfeld. In sozialgeschichtlicher Perspektive ging es dabei einerseits darum, die Bedeutung sozio-kultureller Veränderungsprozesse für die staatliche Reformdynamik zu beleuchten, andererseits sollten die gesellschaftsprägenden Kräfte von Sozialpolitik herausgearbeitet werden. Mit dem Blick auf Westdeutschland, Großbritannien und Italien verfolgte die Studie einen europäisch-vergleichenden Ansatz, wobei transfer- und perzeptionsgeschichtliche Zugänge integriert wurden. Die Abnahme der Mortalität im Alter prägte die demographische Entwicklung der drei Länder in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts besonders. Langlebigkeit war nicht mehr einer Minderheit vorbehalten, vielmehr konnte viele damit rechnen die Lebensphase des „vierten Alters" zu erreichen. Die Forschungen der zweijährigen Projektlaufzeit lieferten u.a. Ergebnisse zum Verhältnis von Politik und Gerontologie, die vor allem die Wechselwirkungen unterstreichen, die sich z.B. in der Differenzierung des Alters und in der international-vergleichenden Ausrichtung der Alterswissenschaften niederschlugen. Die Untersuchung der Altenhilfe hat zudem einen wichtigen Beitrag zur Debatte über die 1970er Jahre als Umbruchszeit des italienischen Sozialstaats hin zu einem universalistischen Modell geleistet. Deutlich zeichnete sich auch ab, wie sozialpolitische Entscheidungen die Wohlfahrtsarrangements veränderten, wobei die vom Staat ermöglichte Privatisierung und der Aufbau eines Pflegemarktes sowie die Formalisierung familiärer Pfiegebeziehungen besonders hervortreten. Hier zeigt sich das Potential einer Gesellschaftsgeschichte des Wohlfahrtsstaates, das in zukünftigen Forschungen weiter ausgeschöpft werden soll.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Die Verwissenschaftlichung des Alters in den grauen Gesellschaften Westdeutschlands und Großbritanniens, in: Christiane Reinecke / Thomas Mergel (Hrsg.), Das Soziale ordnen. Sozialwissenschaften und soziale Differenz im 20. Jahrhundert, Frankfurt a.M. 2012, S. 283- 308
Nicole Kramer
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Neue soziale Bewegungen, Sozialwissenschaften und die Erweiterung des Sozialstaats. Familien- und Altenpolitik in den 1970er und 1980er Jahren, in: Archiv fiir Sozialgeschichte 52 (2012), S.211-230
Nicole Kramer
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Alter(n) als Thema zeitgeschichtlicher Forschung: Herausfordemngen und Chancen, in: Zeithistorische Forschungen 10 (2013) H. 3. Einführung und Zusammenstellung der Debatte
Nicole Kramer