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Kakovatos und Triphylien im 2. Jt. v. Chr.

Subject Area Classical, Roman, Christian and Islamic Archaeology
Term from 2010 to 2014
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 174753355
 
Final Report Year 2014

Final Report Abstract

Kakovatos bezeichnet einen bedeutenden Fundort der frühmykenischen Epoche Griechenlands (ca. 16.- 15. Jh. v. Chr.) an der Westküste der griechischen Halbinsel Peloponnes, der durch die Ausgrabung von drei Kuppelgräbern durch Wilhelm Dörpfeld (1907-8) bekannt wurde. Aufgrund der Funde aus diesen Gräbern spielte der zugehörige Siedlungsplatz auf der sog. Akropolis, die sich südlich über den genannten Gräber erhebt, in dieser Periode wahrscheinlich eine bedeutende Rolle in der sie umgebenden Landschaft Triphylien, und wurde im Rahmen des Projektes durch eine systematische Ausgrabung erforscht. Als eines der wichtigsten Ziele des Projekts ist der Charakter der Bebauung auf der Akropolis und ihre chronologische Einordnung bestimmt worden. Es handelt sich bei den Gebäuderesten um einen ursprünglich größeren Komplex, der auf dem höchsten Punkt der Hügelkette bei Kakovatos lag und in seiner Lage die umgebende Küstenebene beherrschte. Die Raumkomplexe gehörten zu einer ursprünglich wahrscheinlich größeren frühmykenischen Anlage der Periode SH IIB auf der Anhöhe und zeichneten sich durch massive Mauern, eine Kanalinstallation, Hinweise auf Textilverarbeitung und ausgedehnter Vorratshaltung von Gerste und Feigen aus. Zusätzlicher Bauaufwand wurde durch die Anlage einer kyklopischen Terrassenmauer an der Westseite des Hügels geleistet, die keine umlaufende Befestigungsmauer darstellte, sondern eine repräsentative Terrassenmauer, deren bautechnischer Zweck möglicherweise darin bestand, den Hang für ein dahinterliegendes großes Gebäude auf dem Hügelplateau abzustützen, während ein ansteigender Weg/Treppe daneben den Zugang auf das Hügelplateau ermöglichte. Die ausgeprägte Erosion hat allerdings die ursprüngliche Ausdehnung und Gestalt der Anlage zunichte gemacht. Eine Überraschung während der Ausgrabung stellte die Aufdeckung von noch ungestörten Befunden im Bereich der alten Dörpfeldgrabung dar: Während der Grabungen von 1907/08 war zwar die architektonische Umriss der Bebauung im Wesentlichen erschlossen worden, aber an vielen Stellen war der Boden nicht erreicht worden. So konnten große Teile des ehemaligen Zerstörungshorizonts dokumentiert und durch die Keramik eindeutig in beiden Gebäuden in die archäologische Periode SH IIB datiert werden. Durch die Radiokarbonmessungen ist dieser Zerstörungshorizont absolut chronologisch zwischen c. 1450 und 1420 v. Chr. einzuordnen. Die Grabungsergebnisse veranschaulichen die topographisch abgehobene Lage des frühmykenischen Gebäudekomplexes und die Nähe der drei Tholosgräber, die mit der Besiedlung zu verbinden sind. Eine zugehörige Siedlung wurde an dieser Stelle nicht entdeckt. Wie sich auch aufgrund der neuen Dokumentation und Auswertung der reichen Beigaben zeigen lässt, die im Zuge der alten Grabungen in den Tholosgräbern entdeckt wurden, war Kakovatos nicht nur der mit Abstand bedeutendste Ort innerhalb der Region Triphylien, sondern die dort ansässige Elite war den frühmykenischen Herren von Mykene und Pylos ebenbürtig und bediente sich im Rahmen der gleichen Statussymbole aus Gold, Elfenbein, Lapislazuli und Bernstein, Waffen und aufwändiger Palaststilamphoren. Zu den Untersuchungen in Kakovatos tritt außerdem die regionale Perspektive, die darauf ausgerichtet ist, den Ort in seiner geographischen Dimension zu erfassen. Im Vergleich zeigen sich einige bedeutende Unterschiede zwischen den Siedlungen Triphyliens: Anders als in den Gräbern von Kakovatos ist das Grabinventar der Gräber anderer Orte bescheiden und besteht in erster Linie aus einzelnen kleinen Keramikgefäßen, Prestigeobjekte wie in den Gräbern von Kakovatos fehlen. Die meisten Siedlungen blieben bis zum Ende der mykenischen Palastzeit (SH IIIB, c. 1200 v. Chr.) in Verwendung, im Gegensatz zu der in frühmykenischer Zeit so bedeutenden Besiedlung von Kakovatos, die am Beginn der mykenischen Palastzeit durch Brand zerstört wurde und dann aus der Siedlungsgeographie von Triphylien verschwand. Dieses historische Phänomen ist nur zu verstehen, wenn die Spätbronzezeit in Triphylien im Zusammenhang mit der südlich benachbarten Landschaft Messenien betrachtet wird, wo am Beginn der mykenischen Palastzeit die Expansion des Zentrums von Pylos zu beobachten ist. Die engen Verbindungen in der materiellen Kultur zwischen Triphylien und Messenien sprechen dafür, dass in frühmykenischer Zeit Kakovatos und seine Region Teil des regionalen Netzwerks der südwestlichen Peloponnes bildete und in der Folge wie andere Teile Messeniens in das Territorium des Palaststaates von Pylos integriert wurde.

Publications

  • 2011. Zur historischen Geographie Triphyliens in mykenischer Zeit, in: F. Blakolmer – G. Nightingale – C. Reinholdt – J. Weilhartner (Hrsg.), ‘Österreichische Forschungen zur Ägäischen Bronzezeit 2009’. Tagung vom 6. bis 7. März 2009 am Fachbereich Altertumswissenschaften der Universität Salzburg, 105-117. Wien
    Eder, B.
  • 2010. Jahresbericht 2009: Kakovatos, Archäologischer Anzeiger, Beiheft: 104-106
    Eder, B.
  • 2011. Jahresbericht 2010: Kakovatos, Archäologischer Anzeiger, Beiheft: 95-97
    Eder, B.
  • 2012. Jahresbericht 2011: Kakovatos, Archäologischer Anzeiger, Beiheft: 92-94
    Eder, B.
 
 

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