Excavation of a settlement of the Przeworsk Culture in the Central German Südharzvorland
Final Report Abstract
Mit den Ausgrabungen auf dem Fundplatz Leimbach 5/16, Landkreis Nordhausen, in den Jahren 2010 bis 2014 ist es erstmals gelungen, eine Siedlung der Przeworsk-Kultur außerhalb ihres primären Verbreitungsgebietes im polnischen Raum großflächig auszugraben und somit eine Migration in den nordthüringischen Raum zu belegen. Die Siedlung, die auf zwei Spornen eines zertalten Lößhanges angelegt wurde, konnte fast vollständig ausgegraben werden. Die Siedler aus dem Gebiet der Przeworsk-Kultur wählten einen Platz aus, auf dem eine ältere einheimische Siedlung nachgewiesen werden konnte. Zusammenfunde von einheimischem und neuartigem Fundmaterial zeigen, dass es gerade in der Anfangsphase der Besiedlung Kontakte zwischen der einheimischen Bevölkerung und den Neuankömmlingen im Bereich der Siedlung gegeben hat. Die systematische statistische Auswertung des umfangreichen Keramik-Fundmaterials ergab zwei vorausgehende Siedlungsphasen und erlaubte die Gliederung der Przeworsk-Phase in drei Subphasen. Diese Gliederung wird sowohl durch die C14-Datierungen von kurzlebigen Makroresten und Tierknochen aus den verwendeten Gruben als auch durch die Datierung der Kleinfunde eindrucksvoll unterstützt. In der letzten Subphase vor dem Abbruch der Besiedlung sind erste Elemente des Horizonts Großromstedt fassbar, die auf eine Entwicklung der Großromstedt-Keramik aus dem Formenspektrum der Przeworsk-Kultur hinweisen. Von großem Interesse war die gemeinsame Auswertung der Leimbacher Keramik zusammen mit der aus zwei benachbarten Siedlungen, Westgreußen und Gorsleben. Hier gelang anhand des deutlich abweichenden Anteils einheimischer Keramik der Nachweis einer unterschiedlichen Bedeutung der Przeworsk-Keramik, die von einem Hinweis auf Errichtung einer Migrantensiedlung (Leimbach) bis hin zur allmählichen Übernahme eines neuen Keramik-Spektrums (Westgreußen) reicht. In das Projekt eingebunden waren Spezialanalysen an unterschiedlichen Fundmaterialien. Naturwissenschaftliche Keramikanalysen konnten zeigen, dass sich die ältere Keramik aus Leimbach zwar nicht in der lokalen Herkunft der Rohstoffe, aber mit Blick auf technische Herstellungsparameter deutlich von der älteren Keramik am Ort unterscheidet, ganz im Unterschied zur Situation in Westgreußen und Gorsleben. Die Analyse des umfangreichen Tierknochenmaterials zeigt eine Bevorzugung von Pferd und – analog zu bekannten Tierknochenspektren aus der Przeworsk-Kultur – Schaf/Ziege. Isotopenanalysen geben Hinweise auf die Strategie der Herdenhaltung, die nur bei Rindern größere Weidegebiete sicherstellen. Importierte Tiere sind die große Ausnahme und beschränken sich auf Pferde. Die systematisch geborgenen botanischen Makroreste sind bestimmt, jedoch steht die Auswertung noch aus. Mit der Siedlung von Leimbach wurde ein wichtiger Beitrag zur prähistorischen Migrationsforschung geleistet und insbesondere aufgezeigt, wie die vergleichende Analyse benachbarter großflächiger Siedlungsgrabungen einen differenzierten Blick auf Migrations- und Adaptionsprozesse erlauben kann. Die von Fundplatz zu Fundplatz individuellen Abläufe zeigen, wie komplex und divers diese Prozesse sein können – und zeigen gleichzeitig, dass die prähistorische Archäologie in der Lage ist, sie zu identifizieren und zu interpretieren.
Publications
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