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Das Reich der Demokratie. Politik und Poetik in Hermann Brochs politischen Schriften und im Roman "Der Tod des Vergil"

Subject Area German Literary and Cultural Studies (Modern German Literature)
Term from 2010 to 2012
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 167097661
 
Hermann Broch hat sich in den ersten Jahren seines US-amerikanischen Exils nach 1939 zum einen intensiv mit Fragen der politischen Theorie und Praxis beschäftigt, zum anderen seinen Roman Der Tod des Vergil vollendet, Die vorliegende Dissertation untersucht den Zusammenhang beider Arbeitsfelder. Dabei wird die These vertreten, dass der Roman ein Reflexionsmedium darstellt, in dem Broch Probleme und Paradoxien durchspielt, die sich ihm auf dem Feld der Theorie gestellt haben, die dort aber keiner angemessenen Lösung zugeführt werden konnten.In der politischen Theorie Brochs stellt die Demokratie vor allem ein Formproblem dar: Sie wird einerseits als eine allinklusive und offene Form des Politischen entworfen, sie soll andererseits aber als Form so fasslich und kohärent bleiben, dass sie eine hinreichende Integrations- und Selbstverteidigungskraft zu entfalten vermag. Im ersten Kapitel der vorliegenden Arbeit wird rekonstruiert, wie Broch diese beiden Anforderungen in seinem Begriff der „Totalen Demokratie" zu synthetisieren versucht.Im Roman Der Tod des Vergil wird die Frage der politischen Form in der Antithese von „Reich" und „Staat" verhandelt. Das Reich wird in einem langen Streitgespräch zwischen Vergil und Augustus als eine Form vorgestellt, die sich nur in einer de-liminativen Bewegung, im Vollzug einer Grenzsetzung und -Überschreitung, konstituieren kann. Dieser Prozess der politischen Formgebung wird im zweiten Kapitel aus der immanenten poetischen Verlaufsform des Romans, und hier besonders des Streitgesprächs, rekonstruiert. Im dritten und vierten Kapitel werden für das Reich, wie es der Roman konturiert, historische Übersetzungs- und Konkretionsvorschläge unterbreitet. Das dritte Kapitel untersucht den Zusammenhang der vergilschen Reichskonstruktion mit der Idee eines christlichen und radikal-demokratischen Universalismus, als dessen Vertreter im Roman ein Sklave auftritt. Das vierte Kapitel überträgt die Idee des Reichs nach Amerika. Es wird gezeigt, dass sich die US-amerikanische Demokratie als eine genuin imperiale Form begreifen lässt; im imaginären self-fashioning der USA hat sich dies in der wiederkehrenden Rede von einem American Empire ausgedrückt. In diesem Kapitel wird die These vertreten, dass die Form des Reichs, so wie sie Broch im Tod des Vergil konstruiert, eine Auseinandersetzung mit der Idee des American Empire darstellt und nur durch eine solche Auseinandersetzung hindurch expliziert werden kann. Im letzten Kapitel dieser Arbeit wird aus dem Tod des Vergil heraus eine Poetologie des politischen Bildes rekonstruiert. Nach dieser kann sich die Demokratie im Bild des Reichs zur Darstellung bringen und reflektieren, weil beide - Demokratie und Reich - den gleichen Formprinzipien folgen: Sie setzen sich Grenzen, um diese immer wieder zu überschreiten. Demokratie wie Reich lassen sich nur in Form einer Ankündigung und in ankündigender Form erfassen.
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