Verkörperlichtes Lernen von Numerosität für den Transfer in die schulische Praxis - Mathe mit der Matte
Final Report Abstract
Das Ziel des Projektes bestand darin, das Potenzial von verkörperlichten Kognitionen zum Erlernen des Zahlenstrahls, des Platz x Wert-Systems und zur Steigerung der allgemeinen Rechenfertigkeiten empirisch zu untersuchen. Zu diesem Zweck wurden eine umfangreiche Laborstudie und eine Interventionsstudie durchgeführt. Die Laborstudie analysierte den Zusammenhang zwischen externer räumlicher Repräsentation, interner (motorischer) Handlungsrepräsentation und der räumlichen Repräsentation von Zahlen. Die Interventionsstudie erweiterte die Anwendung verkörperlichten Trainings auf das arabische Platz x Wert-System und verglich die Wirkung von Trainings mit Tanzmatte oder Tablet-PC. Sowohl die technischen Einschränkungen als auch die theoretischen Neuerungen während der Projektlaufzeit wurden bei der Durchführung der Studie berücksichtigt. Die Laborstudie ergab theoretisch neue und relevante Erkenntnisse. So stellte sich heraus, dass der Numerisch-semantische Kongruenzeffekt (NSCE) als Indikator für Zahlenstrahlaktivierung spezifischer geeignet scheint als der SNARC-Effekt, da sich exklusiv für den NSCE ein Effekt des Eingabeformats beobachten ließ, der darauf hinweist, dass der Zahlenstrahl stärker durch ein verkörperlichtes als durch ein verbales Antwortformat aktiviert wird. Allerdings ließ sich die Frage, ob der Zahlenstrahl durch Ganzkörperbewegung stärker aktiviert werden kann als durch Teilbewegung nicht vollständig beantworten. Daher sind weitere Studien erforderlich, die diese Differenzierung stärker in den Fokus rücken, um beurteilen zu können, welches Bewegungsformat für Interventionen tatsächlich ökonomischer und/oder effizienter ist. Die Interventionsstudie ergab, dass ein verkörperlichtes Training einem Training ohne Verkörperlichung bezüglich der Ausbildung des mentalen Zahlenstrahls überlegen ist, nicht aber bezüglich der Ausbildung des Platz x Wert-Verständnisses. Dies könnte daran liegen, dass die Bewältigung der trainierten Zahlenstrahlschätzaufgabe nur wenig auf das Verständnis des Platz x Wert-Systems angewiesen war. Ob die Tanzmatte für ein Platz x Wert-Training nicht das geeignete digitale Medium darstellt, oder ob das konkrete Paradigma (Ablauf, Design, Dauer, Trainingsintensität) nicht geeignet war, müssen weitere Studien zeigen. Denn aufbauend auf den im ursprünglichen Antrag geplanten Studien mit der Tanzmatte haben inzwischen mehrere Studien mit anderen Medien (SmartBoard, Kinect) gezeigt, dass die räumliche Repräsentation bei Kindern verschiedener Altersstufen mit spezifischer Verkörperlichung räumlich-numerischer Aspekte erfolgreicher zu trainieren ist als in verschiedenen Kontrolltrainings und dieser Trainingserfolg auch Transfereffekte auf das Platz x Wert Verständnis nach sich zieht. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die bis dato gewonnenen Erkenntnisse sowohl die zukünftige Entwicklung von mediengestützten Interventionsmaßnahmen unterstützen können als auch eine weitere theoretische Differenzierung räumlichnumerischer Repräsentationen erlauben. Auch wenn weitere Studien erforderlich sind, um die Wirksamkeit verkörperlichter Trainings weiter zu optimieren und auf weitere basisnumerische Fertigkeiten auszuweiten, bewerten wir die bisher erzielten Ergebnisse als Evidenz für das Potential verkörperlichter Trainings.
Publications
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(2012). Fingerbasierte Repräsentationen als verkörperlichte Vorläuferfähigkeit mathematischer Kompetenzen: Ein Plädoyer für mehr Dialog zwischen Fachdidaktik und Neuropsychologie. Lernen und Lernstörungen, 1, 63-71
Moeller, K., & Nuerk, H.-C.