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Complete and annotated edition of the whole correspondence of Christian Thomasius.

Subject Area History of Philosophy
Principles of Law and Jurisprudence
History of Science
Term from 2010 to 2019
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 163372513
 
Final Report Year 2021

Final Report Abstract

Eine vollständige und kommentierte Edition des Briefwechsels von Christian Thomasius war in der Vergangenheit zwar als ein dringendes Desiderat beschrieben worden, doch wurde seine Einlösung erst mit dem nun vorläufig abgeschlossenen Vorhaben in Angriff genommen. Der Hallenser Jurist und Philosoph hat über fünfzig Jahre hinweg einen regen Briefwechsel geführt, der – wie in ähnlich gelagerten Fällen auch – nur fragmentiert überliefert ist. Das heißt, eine Sammlung der in verschiedenen Archiven und Bibliotheken lagernden Briefe musste im Rahmen des Projekts bzw. in seinem Vorfeld erst geleistet werden. Durch intensive Recherchen, die während der Projektarbeit aufgrund neuer Erkenntnisse begleitend fortgesetzt wurden, konnten 1270 Briefe mit insgesamt 277 Korrespondenten ermittelt werden. Im Briefwechsel wird geradezu alles thematisiert, was für einen Gelehrten im ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhundert relevant war: Das reicht von geschäftlichen Mitteilungen und Verhandlungen über theoretische, die Werkgenese begleitende und stimulierende Diskussionen sowie die Positionierung in zeitgenössischen Kontroversen bis hin zu universitätspolitischen Angelegenheiten vor dem Hintergrund der Konkurrenz um Einfluss und Karriere. Die Edition und Kommentierung des Briefwechsels von Thomasius als eminentem Vertreter der Frühaufklärung ließ erwarten, dass aufgrund der damit einhergehenden kontextuellen Forschungen bisher unbekanntes Material nicht nur für die Thomasius-Forschung, sondern in breiterem Rahmen auch für die philosophiehistorische und rechtsgeschichtliche sowie theologie- und universitätsgeschichtliche Forschung zur Verfügung gestellt werden würde. Die beiden ersten vorgelegten Bände der historisch-kritischen Briefausgabe haben diese Erwartung vollauf bestätigt. Mit Hilfe des Briefwechsels wurden Thomasius’ Leipziger Streitigkeiten erstmals im Detail – etwa mit Blick auf die tatsächlich Beteiligten und die Dynamik des Geschehens – rekonstruierbar, Aspekte der Genese seines Werkes konnten ebenso nachvollzogen werden wie seine Arbeitsweise, seine gelehrten Strategien, seine Netzwerke und nicht zuletzt sein Engagement in theologischen bzw. religiösen Fragen. Insofern darf man mit Blick auf die Thomasius-Forschung wohl mit Fug behaupten, dass die Edition des Briefwechsels schon jetzt der einschlägigen Forschung eine neue Basis geschaffen hat. Eine besondere Herausforderung bei der Edition und der Kommentierung der Briefe bestand und besteht einerseits in der Fragmentierung der Korrespondenz und andererseits in dem Charakter der Mitteilungen. Es gibt selten geschlossene Korrespondenzsequenzen, deren Inhalt und Entwicklung sich auf der Textebene problemlos nachvollziehen lassen. Die hohe Zahl unterschiedlicher Korrespondenten macht es notwendig, wechselnde Kontexte zu rekonstruieren, von denen aus die Mitteilungen und Anspielungen überhaupt erst verständlich werden. Hinzu kommt, dass in der Regel weder Thomasius selbst noch seine Korrespondenten den Brief als Medium einer sich narrativ entfaltenden Mitteilung nutzen, vielmehr werden in rascher Folge Informationen zu unterschiedlichen Gegenständen, Personen und Zusammenhängen gegeben, ohne dass für Dritte auf Anhieb klar würde, worum es eigentlich geht. Beides führt dazu, das erst mit der Hilfe eines beträchtlichen, also zeitintensiven, Rechercheaufwandes die Texte zum Sprechen gebracht werden können. Dass dies gelungen ist, wird durch die zahlreichen Zitationen und vor allem durch die überaus erfreuliche, sich in Rezensionen dokumentierende Resonanz bestätigt. Sämtliche editorische Entscheidungen werden hier ausdrücklich unterstützt und vor allem die kenntnisreiche, quantitativ aber stets angemessene Kommentierung gelobt. Durch den Rundfunkbeitrag von Claudia Friedrich und die von Martin Mulsow verfasste Rezension in der FAZ wurde das Unternehmen erfreulicherweise auch einem größeren Publikum bekanntgemacht.

Publications

  • Christian Thomasius. Briefwechsel. Band 1: 1679-1692, Berlin/ Boston 2017 (Christian Thomasius. Briefwechsel. Historisch-kritische Edition, Bd. 1) [575 S.]
    Frank Grunert/ Matthias Hambrock/ Martin Kühnel (Hrsg.) unter Mitarbeit von Andrea Thiele
    (See online at https://doi.org/10.1515/9783110471328)
  • Supplementband: Literaturverzeichnis für Bd. 1 von: Christian Thomasius: Briefwechsel. Historisch-kritische Edition, hg. von Frank Grunert, Matthias Hambrock u. Martin Kühnel, Halle 2018 [82 S.]
    Matthias Hambrock/ Martin Kühnel/ Frank Grunert (Hrsg.)
  • Supplementband: Personenlexikon für Bd. 1 von: Christian Thomasius: Briefwechsel. Historisch-kritische Edition, hg. von Frank Grunert, Matthias Hambrock u. Martin Kühnel, Halle 2018 [322 S.]
    Matthias Hambrock/ Martin Kühnel/ Andrea Thiele
  • Christian Thomasius. Briefwechsel. Band 2: 1693-1698. Berlin, Boston 2020 (Christian Thomasius. Briefwechsel. Historisch-kritische Edition, Bd. 2). [743 S.]
    Frank Grunert/ Matthias Hambrock/ Martin Kühnel (Hrsg.)
    (See online at https://doi.org/10.1515/9783110517705)
 
 

Additional Information

Textvergrößerung und Kontrastanpassung