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Unterscheidet sich die Verarbeitung komplexer Wörter von der Verarbeitung einfacher Wörter und entsteht dadurch ein Vorteil für komplexe Wörter?
Antragsteller
Professor Dr. Jens Bölte, seit 8/2010
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung von 2009 bis 2014
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 162287841
Ohne unser Wissen über die morphologischen Strukturen und Regeln unserer Sprache gäbe es keine morphologische Produktivität. Aber sind morphologische Strukturen auch bei der Verarbeitung komplexer Wörter, die wir bereits kennen, von Bedeutung? Kann sich das Worterkennungssystem unser morphologisches Wissen zu Nutze machen? Werden Komposita oder derivierte Wörter aufgrund ihrer morphologischen Struktur anders verarbeitet als einfache Wörter? Neuere Modelle gehen davon aus, dass sowohl Morpheme als auch Gesamtwortrepräsentationen bei der Verarbeitung komplexer Wörter eine Rolle spielen (z.B. Allen & Badecker, 1999, 2002; Baayen & Schreuder, 1999; Cunnings & Clahsen, 2007; Giraudo & Grainger, 2003; Kuperman, Bertram & Baayen; 2008, Libben, 1998; Taft, 2004, Taft & Ardasinski, 2006). Unklar ist jedoch, ob und zu welchem Zeitpunkt der Verarbeitung ein Vorteil oder Nachteil für komplexe Wörter entsteht. So kann ein komplexes Wort von einer initialen Zerlegung in seine Konstituenten profitieren, da die Konstituenten (fast) immer häufiger auftreten als das Gesamtwort (Fiorentino & Poeppel, 2007; Winther Balling & Baayen, 2008). Wenn anschließend eine semantisch-syntaktische Integration der Einzelkonstituenten erforderlich ist, können jedoch auch zusätzliche Verarbeitungskosten für ein komplexes Wort entstehen (Lehtonen et al., 2007). Um zu überprüfen, ob und wie sich die Verarbeitung komplexer und einfacher Wörter unterscheidet, werden in diesem Projekt Komposita mit einfachen Wörtern in verschiedenen Entscheidungsexperimenten verglichen. Außerdem wird mit Hilfe des Bild-Wort-Interferenz Paradigmas untersucht, wie Wörter ihre morphologischen Verwandten aktivieren. Um Hinweise über den zeitlichen Verlauf der Verarbeitung zu erhalten, wird das EEG abgeleitet.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Beteiligte Person
Professorin Dr. Pienie Zwitserlood
Ehemalige Antragstellerin
Dr. Heidi Lüttmann, bis 8/2010