Gabii/Latium. Die Befestigungen von archaischer bis in mittelrepublikanische Zeit
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ziel des Projektes war die Erforschung der Stadtmauern Gabiis in ihrer Form und historischen Entwicklung und die Einordnung unter der Perspektive der Stadtwerdung. In mehreren Feldkampagnen sollte die chronologische Abfolge der einzelnen Mauerphasen erschlossen werden. Zu den Befestigungsanlagen fehlte bei Projektbeginn jede systematische Forschung. Wir konnten mit den Untersuchungen zu den Befestigungen entscheidend zur Rekonstruktion der Stadtentwicklung Gabiis hinsichtlich Ausdehnung und Chronologie beitragen. Zwei ausgewählte Bereiche wurden archäologisch untersucht. Es ist uns gelungen, insgesamt sieben Mauerphasen auf der Akropolis zu bestimmen, die eine Zeit vom 10. bis zum 3. vorchristlichen Jh. umspannen. Wir vermuteten eine Aggermauer, doch die enormen Mengen an verbauten Bruchsteinen und die Datierung in das 9. Jh. sind erstaunlich. Von nicht geringer Bedeutung ist der Nachweis einer noch älteren Mauer inklusive einer Toranlage aus dem 10. Jh. Im Bereich der Südbefestigung konnten ebenfalls sieben Bauphasen der Verteidigungsgräben nachgewiesen werden. Zuvor gab es keinen archäologischen Nachweis, dass die Stadtmauer in diesem Bereich verlief, so dass die Ausgrabung der Grabensysteme wichtig für die Rekonstruktion der Ausdehnung des Stadtgebietes ist. Der älteste Graben wurde zu Beginn des 6. Jhs ausgehoben; der jüngste Graben datiert in die Kaiserzeit, vielleicht an das Ende des 3. nachchristlichen Jhs. Aus fortifikatorischer Perspektive ist der Nachweis eines Doppelgrabensystems mindestens seit Beginn des 5. vorchristlichen Jhs. von Bedeutung. Insbesondere die Hochdatierung der Lehmmauer mindestens in das 10. Jh. durch die Radio-Car-14 bon-Datierungen kam für uns unerwartet. Die C-Datierungen gaben uns die Gewissheit, dass unser chronologisches Gerüst stimmig und damit die Hochdatierung der Aggermauer ins 9. Jh. zutreffend ist. - Überraschend war für uns die Aufdeckung der Buntmetall-Werkstatt, deren Erforschung wir uns stellen mussten. Eine intensivere Untersuchung des Komplexes wäre sehr angebracht. Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Erforschung der Frühzeit Gabiis steht auch die Frage nach der Stadtgründung oder Stadtwerdung Roms in einem neuen Licht. Auch wenn manche Forscher weiterhin Roms Vorreiterrolle schon in der frühesten Eisenzeit angelegt verstehen, so relativieren die Ergebnisse zu anderen latialen Orten eine außerordentliche Bedeutung Roms und reihen die Stadt als eine unter vielen protourbanen Siedlungen Latiums ein.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Prospezioni geofisiche a Gabii. Interpretazioni e prospettivi per uno studio delle mura, in: Kongress Lazio e Sabina 6, Roma 4.-6. März 2009 (2010)
S. Helas
- Gabii. Latium. Die Befestigungen von archaischer bis in mittelrepublikanische Zeit; Jahrestagung des Deutschen Archäologenverbandes im Juni 2012 in Karlsruhe
S. Helas
- Gabii. Gli impianti difensivi dell’insediamento urbano (VIII-III. sec. a.C.), Scienze dell’Antichità 19.2-3, 2013, 234-241
S. Helas
- Prime indagini alla fortificazione meridionale di Gabii (Montecompatri); Berichtstagung des Denkmalamtes Latiums im Juni 2013 in Rom
S. Helas
- Gabii/Latium. Die Befestigungen von archaischer bis in mittelrepublikanische Zeit. Erster Vorbericht, in: KuBA. Kölner und Bonner Archaeologica 3/2013 (2014) 145-166
S. Helas
- Gabii. I fossati difensivi delle mura meridionali. Risultati degli scavi 2011-2014, in: Kongress Lazio e Sabina XII, Roma 8.-9. Juni 2015
S. Helas – L. Lecce – E. Träder
- Nuove ricerche sulle fortificazioni di Gabii. Le indagini sul versante orientale dell’acropoli e sul lato meridionale della città, in: P. Fontaine – S. Helas (hg.), Fortificazioni archaiche del Latium vetus e dell’Etruria meridionale, Kongress Rom 19.-20.9.2013 (2016) 91-109
S. Helas
- The Iron Age Fortifications of Gabii/Latium (Italy), in: A. Ballmer – M. Fernandez-Götz – D. P. Mielke (eds.), Concepts of fortifications in Pre- and Protohistory
S. Helas
(Siehe online unter https://doi.org/10.2307/j.ctvh1dqkc.13)