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Randomisiert kontrollierte Studie zur Untersuchung von Wirkmechanismen der EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing)-Behandlung

Subject Area Personality Psychology, Clinical and Medical Psychology, Methodology
Term from 2009 to 2015
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 161221952
 
Final Report Year 2016

Final Report Abstract

Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR )ist ein traumakonfrontatives Verfahren zur Bearbeitung von belastenden Erinnerungen bei Patienten mit Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS). Der potentielle Nutzen der Anwendung von Augenbewegungen oder anderen Formen bilateraler Stimulation während der Bearbeitung traumatischer Erinnerungen ist bisher nicht eindeutig nachgewiesen. Unsere Studie untersucht, ob sich die Wirksamkeit der Behandlung hinsichtlich der Reduktion von Traumafolgesymptomen im Prä-/Post Vergleich unterscheidet, wenn Augenbewegungen durch Blick auf die unbewegte Hand oder durch Konfrontation ohne externe Aufmerksamkeitsfokussierung ersetzt wird. Studienteilnehmer waren 139 konsekutive Patienten (85 Frauen) mit PTBS aus zwei spezialisierten universitären Traumaambulanzen.Patienten wurden randomsiert drei unterschiedlichen Behandlungskonditionen zugeteilt: EMDR mit Augenbewegungen (EMDR-Standard), EMDR mit Blick auf die unbewegte Hand (EMDR-fixiert) und EMDR ohne expliziten visuellen Aufmerksamkeitsfokus (EMDR-ohne Fokus). Abgesehen von den Unterschieden in der Stimulation, folgte die Behandlung strikt dem EMDR-Behandlungsprotokoll. Symptomveränderungen wurden mittels Interviewdiagnostik mit der Clinician Administered PTSD Scale (CAPS) durch einen bezüglich der Behandlungskondition verblindeten Untersucher durchgeführt. Um Carry-over Effekte zu vermeiden, wurden jeweils ganze Behandlungen in einer der drei Konditionen durchgeführt. Insgesamt 116 Patienten schlossen die Behandlung regulär ab (Drop-out Rate 16.6%). Die Behandlungsdauer betrug im Mittel 4.6 Sitzungen. Die Intent-to-treatment Analyse zeigte eine insgesamt hohe Effektstärke bezüglich der Reduktion der Traumafolgesymptomatik (Cohen’s d = 1.96, Range 1.67-2.24) und eine hohe Rate an Patienten bei denen eine Remission der Diagnose PTBS erreicht wurde (79.8%). Verglichen mit der Kontrollbedingung (EMDR ohne externe Aufmerksamkeitsfokussierung) fanden sich sowohl bei EMDR-standard, wie bei EMDR mit Blick auf die fixierte Hand, eine signifikant stärkere Symptomreduktion (ΔCAPS: EMDR-Standard = 35.8, EMDR-fixiert = 40.5, EMDR-ohne Fokus = 31.0) sowie signifikant höhere Effektstärken. Zwischen den beiden Bedingungen mit externer Aufmerksamkeitsfokussierung (EMDR-Standard, EMDR-fixiert) fand sich kein signifikanter Unterschied in der Reduktion der Symptomatik oder hinsichtlich der Effektstärke. Während die Behandlung insgesamt hohe Effekte zeigte und alle drei Behandlungsbedingungen zu vergleichbaren Remissionsraten führten, waren die beiden Behandlungsbedingungen mit dualem Aufmerksamkeitsfokus (EMDR-Standard, EMDR-fixiert)hinsichtlich der Beschwerdereduktion signifikant überlegen. EMDR mit Augenbewegungen zeigte entgegen unserer Hypothese keine signifikant bessere Wirksamkeit als EMDR mit Blick auf die unbewegte Hand. Damit wird die Annahme in Frage gestellt, dass Stimulation durch Augenbewegungen ein spezifischer Wirkfaktor der EMDR-Behandlung ist. Gleichzeitig zeigt die signifikant stärkere Symptomreduktion in den beiden Behandlungskonditionen mit externer Aufmerksamkeitsfokussierung für die Wirksamkeit eines dualen Aufmerksamkeitsfokus (interne Fokussierung auf die belastende Erinnerung und gleichzeitig externe Fokussierung durch Blick auf die Hand). Die Ergebnisse unserer Studie sprechen dafür, dass die externe Aufmerksamkeitsfokussierung im Sinne eines dualen Aufmerksamkeitsfokus ein wahrscheinlicher Wirkfaktor der EMDR-Behandlung ist, nicht jedoch die Bewegung der Augen. Weitere Forschung ist notwendig um die zugrundeliegenden Mechanismen traumakonfrontativer Behandlungsmethoden besser zu verstehen und ggfls. in der Anwendung zu optimieren.

 
 

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