Detailseite
Bevölkerungsgeschichte des Karpatenbeckens in der Jungsteinzeit und ihr Einfluss auf die Besiedlung Mitteleuropas
Antragsteller
Professor Dr. Kurt Werner Alt
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2010 bis 2015
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 160237255
Kein Epochenwechsel hat die Geschichte der Menschheit ähnlich fundamental beeinflusst wie das Neolithikum. Der kulturelle Wandel vom Jäger- und Sammlertum zur produzierenden Wirtschaftsweise entstand um 10.000 vor heute im Vorderen Orient und erreicht im 6.Jt. vor Chr. mit der bedeutendsten neolithischen Kultur, der Linienbandkeramik (LBK), Mitteleuropa. Die nach der Verzierung ihrer Keramik benannte Kultur hat nach archäologischen Befunden ihren Ursprung im Karpatenbecken und entstand aus einem Kulturkomplex Starčevo-Körös-Criş, der ab 6000 Jahre v. Chr. nachweisbar ist. Dessen Einzelkulturen stehen zwar in enger Beziehung zueinander, als Vorläufer der West-LBK gilt jedoch allein die Starčevo-Kultur (Nordwestungarn). Die Körös-Kultur (Ostungarn) ihrerseits repräsentiert den Vorläufer der Alföd-Linearbandkeramik (AVK), die als östliche Schwestergruppe zur LBK angesehen wird. Ungarn wird während der Jungsteinzeit (6.000–4.500 v. Chr.) von zahlreichen Kulturen geprägt (Körös, Alföld LBK (AVK), Starčevo, Transdanubische LBK, Tisza, Sopot, Lengyel). Ihre Entwicklung ist nur in Teilen archäologisch nachvollziehbar und die Art und Weise dieser kulturellen Wechsel unbekannt. Die Verknüpfung („cross-checking“) methodischer Ansätze aus Anthropologie (Kollektivdaten zu Skelettbiographien), molekularer Archäologie (Populationsstruktur- und dynamik, genetisches Profil), Biogeochemie (Herkunft, Mobilität, Ernährung) und Archäologie (Kulturwandel) erlaubt die Struktur und Dynamik der Besiedlungsvorgänge und die Bevölkerungsentwicklung im Karpatenbecken in ihrer zeitlichen Tiefe abzubilden. Im Vergleich mit Daten aus der „Zielregion“ (Mitteleuropa) wird Aufschluss darüber erwartet, wie sich die bevölkerungsbiologisch relevanten Besiedlungsvorgänge abgespielt haben, die maßgeblich die frühe europäische Geschichte mit bestimmt haben.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Ungarn
Beteiligte Person
Professorin Dr. Eszter Banffy