Evaluation der Rolle von Wettbewerb in der Sprachproduktion, unter Verwendung von Bild-Wort-Interferenz- und Stroop-Paradigmen
Final Report Abstract
In diesem Projekt haben wir zwei konkurrierende Erklärungen zur semantischen Interferenz in Bild-Wort-Interferenz-Experimenten miteinander verglichen. Eine Erklärung (lexical competition hypothesis, LCH) geht davon aus, dass die Interferenz während des Zugriffs auf das mentale Lexikon auftritt. Die konkurrierende Erklärung (response exclusion hypothesis, REH) nimmt an, dass Interferenz ein post-lexikalisches Phänomen ist. In verschiedenen Studien haben wir Vorhersagen dieser beiden Annahmen getestet und dabei die beiden Erklärungen kritisch einander gegenübergestellt. Außerdem haben wir den Bild-Wort-Interferenz-Effekt mit dem Stroop-Effekt verglichen. Dies geschah aus zwei Gründen: Erstens macht die REH Anleihen aus Modellen des Stroop-Effekts, sodass man zunächst einmal etablieren muss, ob diese beiden Effekte wirklich den gleichen zugrunde liegenden Mechanismus haben. Zweitens ist dies ebenfalls eine viel diskutierte Frage in der aktuellen Forschungslandschaft. Unsere Ergebnisse unterstützen eher die LCH als die REH: Wir haben beobachtet, dass semantische Interferenz ein früher Effekt ist, was gegen einen post-lexikalischen Lokus spricht. Auch die bisherigen Ergebnisse einer fMRI-Studie stützen dieses Ergebnis: Interferenz, operationalisiert als der BOLD (Blood oxygen level dependent)-Kontrast „verwandter Distraktor minus unverwandter Distraktor“ trat bereits beim Abruf der Information aus dem mentalen Lexikon auf. Allerdings beobachteten wir auch Interferenz zu einem späteren Zeitpunkt, nämlich dann, wenn die Probanden instruiert wurden, welches von zwei abgerufenen Wörtern (Bildname oder Distraktorwort) sie produzieren sollten. Das heißt, dass auch die Selektion aus zwei Antwortalternativen nicht frei von Interferenz ist. Zusätzlich zur semantischen Interferenz haben wir auch den sogenannten Distraktorfrequenzeffekt untersucht. Wir beobachteten, dass er auch bei auditiver Distraktordarbietung auftritt, was sich nicht gut mit der Annahme in Einklang bringen lässt, dass der Effekt darauf zurückgeht, dass das Distraktorwort einen präartikulatorischen Buffer belegt. In eine ähnliche Richtung geht der Befund, dass der Distraktorfrequenzeffekt sowohl bei einer gesprochenen Antwort als auch bei einer manuellen Antwort (Knopfdruck) auftritt. Wenn das Distraktorwort einen präartikulatorischen Buffer belegt, so sollte es nicht mit einer manuellen Antwort interferieren. Die Tatsache, dass es dies tut, deutet daraufhin, dass man die Interferenz an einem früheren, zentraleren Ort wie dem mentalen Lexikon lokalisieren muss. In einem Experiment haben wir den Zeitverlauf von Stroop-Interferenz und Bild- Wort-Interferenz verglichen. Während beides frühe Effekte sind, ist Stroop-Interferenz langlebiger. Insgesamt unterstützen unsere Befunde die Annahme, dass der Zugriff auf unser mentales Lexikon ein Prozess ist, bei dem mehrere Einträge miteinander um die Selektion konkurrieren.
Publications
- Gibt es einen Antwortbuffer bei der Sprachproduktion? Vortrag bei der TeaP, Saarbrücken, 2010
Spalek, K.
- The time-course of picture-word interference and Stroop effects. Poster presented at the International Workshop on Language Production, Edinburgh, UK, September 2010
Spalek, K., Bohle, H., & Damian, M. F.
- Time-course data as evidence for lexical selection mechanisms. Invited paper presented at the International Workshop on Language Production, New York City, NY, USA, Juli 2012
Spalek, K.
- (2013). Distractor frequency effects in picture-word interference tasks with vocal and manual responses. Language and Cognitive Processes, 28, 615-632
Hutson, J., Damian, M. F., & Spalek, K.
- (2013). Is lexical selection in spoken word production competitive? Introduction to the Special Issue on lexical competition in language production. Language and Cognitive Processes, 28, 597-614
Spalek, K., Damian, M. F., & Bölte, J.