Andrologische Untersuchungen bei Vögeln der Ordnung Psittaciformes zum Zweck der Arterhaltung und Gefangenschaftszucht
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass gemäß Zielvorgabe 1 die Etablierung eines umfangreichen Spektrums von Markern für reproduzierbare immunzytochemische Untersuchungen des Fortpflanzungsstatus männlicher Psittaciformes gelungen ist. In Verbindung mit dem histologischen Bild können so drei testikuläre Aktivitätsstufen unterschieden werden. Entscheidend sind die geeignete Auswahl der Antikörper und deren sinnvolle Kombination in Abhängigkeit der untersuchten Spezies. Die Resultate liefern grundlegende Informationen zur lokalen Steroidogenese und bilden somit den Ausgangspunkt für den Nachweis der etablierten Faktoren in Blut oder Faezes männlicher Papageien. Die unmittelbare Nutzbarkeit der immunzytochemischen Techniken für die Reproduktionsdiagnostik bei Papageienvögeln hängt entscheidend von der Weiterentwicklung der Probengewinnung mittels Biopsie ab. Im Rahmen von Zuchtprogrammen gefährdeter Spezies können nur Methoden zur Gewebeentnahme eingesetzt werden, die die Gesundheit der beprobten Vögel nicht unnötig gefährden. Gegenstand weiterer Forschungsansätze kann es sein, die in der Arbeit etablierten Marker an Gonaden mit pathologischen Veränderungen (z. B. Entzündungen oder Tumoren) zu testen. Solche Erkrankungen des Hodens sind vielfach verantwortlich für das Auftreten einer Infertilität. Möglicherweise werden die Marker in betroffenen Hoden vermehrt oder vermindert exprimiert und können im Folgenden in der Diagnostik derartiger Fruchtbarkeitsstörungen von Nutzen sein. Ebenso konnte mit der Erarbeitung der endokrinen Analyse von Kot und Plasma von Wellen-, Nymphen- und Halsbandsittichen die Zielvorgabe 2 erfolgreich umgesetzt werden. Die Bestimmung des Reproduktionsstatus männlicher Papageienvögel über Testosteronund Kortikosteronanalysen im Kot stellt eine nichtinvasive Methode dar. Sie erfolgt ohne Beeinträchtigung der Vögel, was insbesondere beim Umgang mit bedrohten Papageienarten erwünscht ist. Die in dieser Studie an Nymphen- und Halsbandsittichen erarbeiteten Richtwerte können unter Berücksichtigung der Haltungs- und Umweltbedingungen in der Praxis Anwendung finden. Möglicherweise ist eine Übertragbarkeit der entwickelten Methoden und Erkenntnisse auf andere Papageienspezies gegeben, so kann ein wichtiger Beitrag für Nachzuchtprogramme geleistet werden. Zudem wird es möglich sein, pathologische Zustände im Reproduktionsgeschehen zu erkennen und somit gegebenenfalls bei Zuchtproblemen therapeutisch einzugreifen. Die Hormonanalyse im Speichel von Papageienvögeln stellt zum jetzigen Zeitpunkt keine zuverlässige Methode dar und bedarf weiterer Untersuchungen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- (2011): Endokrinologische Untersuchung männlicher Papageienvögel zur Beurteilung ihres Reproduktionsstatus. Tierärztliche Praxis 39, 249-257
Hahn, S. Reitemeier, J. Gottschalk, M. Haense, V. Schmidt, K. Steinbach-Sobiraj, M.E. Krautwald-Junghanns, A. Einspanier
- (2011): Evaluating the reproductive status of the male budgerigar (Melopsittacus undulatus). Gen Comp Endocrinol 2011; 171(3):350-8
S. Reitemeier, M Hänse, A. Hahn, V. Schmidt, K. Steinbach-Sobiraj, M.E. Krautwald- Junghanns, A. Einspanier
- (2013): Antibody selection for immunocytochemical characterization of male reproductive system in Psittaciformes. Theriogenology. 2013; 80(6):597-608
S. Reitemeier, M. Hänse, A. Hahn, V. Schmidt, K. Steinbach-Sobiraj, S. Tätzner, M.E. Krautwald-Junghanns, A. Einspanier
(Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.theriogenology.2013.05.027)