Naturwissenschaftliche Untersuchungen an Keramik und Inkrustationsmarmor aus den Grabungen der Orient-Abteilung des DAI in Gadara (Jordanien).
Final Report Abstract
Die naturwissenschaftlich untersuchte Keramik und der Inktrustationsmarmor stammen aus den Grabungen der Orient-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts im Theater-Tempel-Areal von Gadara/Umm Qais (Jordanien); sie fanden von 2002 bis 2007 statt. Gadara liegt in Nordjordanien nahe dem See Tiberias. Die Anbindung zum Mittelmeer erfolgte über Straßen nach Caesarea Maritima. Die Stadt war ein bedeutender Handelsknotenpunkt. Im Projekt wurden nachstehende Erkenntnisziele verfolgt: 1. Ermittlung der Materialeigenschaften und der Zusammensetzung der in Gadara erzeugten Keramik, 2. Herkunftsbestimmungen bisher nicht zuzuordnender Keramikgruppen, 3. Beschreibung und Herkunftsbestimmung der Inkrustationsmarmore, 4. Wirtschaftsbeziehungen. Die Erkenntnisziele wurden im Projektrahmen in vorgesehenem Umfang erreicht. Die Herkunft des Inkrustationsmaterials wurde mit Dünnschliffmikroskopie, Korngrößenauswertung, Elektronenstrahl-Mikrosondenanalytik, Röntgen-Pulverdiffraktometrie, Röntgenfluoreszenzanalytik und Analysen der Isotopenverhältnisse von Sauerstoff und Kohlenstoff untersucht. 33 Fragmente wurden analysiert. Die Daten wurden mit Referenzmaterial aus Vorkommen im gesamten mediterranen Raum verglichen. Die Ergebnisse zeigen, dass für die Innenausstattung der Repräsentationsbauten im Theater-Tempel- Areal von Gadara fast ausschließlich jene Weiß- und Buntmarmore verwendet wurden, die im gesamten Römischen Reich große Beliebtheit genossen. In der Region anstehende, weniger dekorative Gesteine wurden kaum benutzt. Als Untersuchungsmethoden zur Klärung der chemischen und mineralogischen Zusammensetzung dienten wellenlängendispersive Röntgenfloureszenzanalyse und Dünnschliffe. Die Gruppierung der Analysen durch die multivariate zeigte, dass – mit wenigen Ausnahmen – zwei Hauptgruppen zu unterscheiden sind (A und B). Diese Unterscheidung ist im wesentlichen mit dem Gehalt an Kalziumoxid (CaO) verbunden. Gruppe A repräsentiert Gefäße aus kalkarmem Ton, Gruppe B umfasst solche aus kalkhaltigem Ton. Es konnte festgehalten werden, dass die dem Vorrats- und Trinkgeschirr zugeordneten Gefäßtypen (überwiegend Schalen, Krüge und Becher) aus kalkhaltigen Tonen gefertigt wurden, das Küchengeschirr dagegen aus kalkarmen. Von den Töpfereien der Region wurde somit eine gezielte Rohstoffauswahl im Hinblick auf den Verwendungszweck vorgenommen. Einzelne Gefäße konnten Töpfereien in Italien und der Türkei zugeordnet werden. Für die Beurteilung der regionalen Handelsströme an Hand von Keramik erwies sich das Küchengeschirr der Gruppe A als aussagestark: In hellenistischer Zeit bestehende Bezugsregionen verloren in der römischen Kaiserzeit an Bedeutung, um in spätrömischer und byzantinischer Zeit wieder einen größeren Anteil an den Geschirrlieferungen nach Gadara zu erlangen.
Publications
- Naturwissenschaftliche Untersuchungen an Inkrustationsmarmor aus den Grabungen der Orient-Abteilung des DAI in Gadara (Jordanien). Tagung Archäometrie und Denkmalpflege 2010 im Deutschen Bergbau-Museum Bochum am 15. bis 18. September 2010
V. Gedzeviciute
- Development of Urban Structures in the Decapolis City of Gadara. From a Hellenistic Hilltop Site to a Roman Linear Structured, Urban ILyout, in: ARAM Periodical, Vol. 23. 2011, 23. ARAM Twenty Fifth International Conference. The Decapolis (7-10 July 2008). Oxford
C. Bührig