Zum Regenerationsstand der Mangrovenwälder auf der Insel Guanaja (Honduras) ein Jahrzehnt nach Hurrikan Mitch
Final Report Abstract
Hurrikan Mitch (Oktober 1998) gilt als einer der stärksten atlantischen Hurrikane seit Beginn systematischer Aufzeichnungen. Ersten Landkontakt hatte der Sturm auf der kleinen zu Honduras gehörenden Insel Guanaja. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 260 km/h bei gleichzeitig sehr langsamer Zuggeschwindigkeit war die Insel über mehrere Tage extremen Winden ausgesetzt. Mit nur 8 Todesopfern kam Guanaja unter diesen Umständen noch vergleichsweise glimpflich davon, allerdings wurden verschiedene Ökosysteme der Insel sehr stark in Mitleidenschaft gezogen, darunter die Mangrovenwälder, die aufgrund ihrer Lage am Übergang von Land zu Meer ganz besonders wind- und wellenexponiert sind. Prinzipiell stellen Hurrikane typische und regelmäßig wiederkehrende Naturereignisse in der Karibik dar, und karibische Ökosysteme müssen an derartige periodisch auftretende Störungen angepasst sein, anders wäre ihre langfristige Stabilität nicht erklärbar. Über Mechanismen der Regeneration und über Sukzessionsverläufe, die in den verschiedenen potentiell betroffenen Ökosystemen ganz unterschiedlich ablaufen können, ist jedoch noch recht wenig bekannt. Diese Tatsache trifft auch auf die Mangrovenwälder der Karibik zu, obwohl über sie eine Vielzahl von Publikationen vorliegt. Zahlreiche Untersuchungen stellen einmalige Erhebungen zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten nach einem Störereignis dar, die zwar sehr wertvolle Einzelergebnisse bieten, aber aufgrund der Heterogenität ihrer Datengrundlage und der regional oft unterschiedlichen Standortbedingungen selten die Ableitung genereller Trends erlauben. Angesichts der fundamentalen Ökosystemdienstleistungen von Mangroven ist ein besseres Verständnis ihrer Regeneration jedoch von besonderer Bedeutung, speziell auch vor dem Hintergrund einer von etlichen Klimamodellen prognostizierten Zunahme der Hurrikanintensität und -frequenz im Zuge einer fortschreitenden Klimaerwärmung und einer damit möglicherweise erhöhten Eintrittswahrscheinlichkeit starker Störungen in diesen Ökosystemen in Zukunft. Zur Ableitung von Sukzessionsverläufen scheinen Dauerbeobachtungen ein adäquates Werkzeug zu sein und auch für Guanaja ist ein solches Langzeitmonitoring geplant, bei dem in regelmäßigen Abständen (geplant in 5-jährigem Turnus) immer wieder die gleichen Transekte hinsichtlich ihrer Entwicklung untersucht werden sollen. Die stark reliefierte Insel bietet dabei ideale Voraussetzungen als Referenzmodell, da je nach Lage zu den extremen Winden unterschiedliche Störungsintensitäten auf engem Raum vorliegen und potentiell bestehende Unterschiede im Sukzessionsverlauf in Abhängigkeit der vorangegangenen Störung aufgedeckt werden können. Bei den ersten Erhebungen im Jahr 2005 zeichneten sich bereits unterschiedlich verlaufende Regenerationstrends in Abhängigkeit von Topographie und Baumartenzusammensetzung ab und die Erhebungen aus dem vergangenen Jahr 2009 bestätigen, dass keineswegs immer von „autosukkzessionsartigen“ Verläufen der Wiederbesiedlung stark gestörter Mangroven auszugehen ist, wie es in der Literatur häufig angeführt wird. Stattdessen zeichnen sich Umwege über unterschiedliche Zwischenstadien ab. Ein nicht uninteressanter Nebenaspekt ist, dass die punktuell durchgeführten Aufforstungsmaßnahmen in verschiedenen Bereichen Guanajas auch eine Bewertung anthropogener Unterstützung für die Regeneration stark gestörter Mangroven erlauben.